Interview zur 24. Jahrestagung der DGII in Köln

Vom 25. bis 27. Februar findet in Köln der Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie (DGII) statt. Die jährlichen DGII-Kongresse stellen jeweils zu Beginn des Jahres das erste Forum dar, auf dem wissenschaftlich fundiert die neuesten Forschungsergebnisse und Trends in der Katarakt- und Refraktiven Chirurgie wiedergegeben werden. DER AUGENSPIEGEL sprach mit dem diesjährigen DGII-Tagungspräsidenten Prof. Dr. Norbert Körber (Köln) über die 24. Jahrestagung.

DER AUGENSPIEGEL: Welche inhaltlichen Höhepunkte erwartet die Teilnehmer auf dem diesjährigen Kongress?
Prof. Dr. Norbert Körber: Die femtolaserunterstützte Keratoplastik ist ein gutes Beispiel für innovative Aspekte der Ophthalmochirurgie. Auch die Tatsache, dass die additiven sulcusfixierten Linsen thematisch eine eigene Sitzung füllen, zeigt, dass immer wieder neue Optionen der optischen Verbesserung erschlossen werden.

DER AUGENSPIEGEL: Vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft gewinnt die chirurgische Presbyopiekorrektur zunehmend an Bedeutung. Es gibt interessante, innovative Ansätze wie das Intracor-Verfahren oder das Acufocus-Implantat. Wie sind die neuen Ansätze zu bewerten?
Prof. Dr. Norbert Körber: Sie sind sicher sehr interessant. Die ersten Ergebnisse aus den Studien sind recht vielversprechend, so dass wir in der Zukunft mit diesen und ähnlichen Verfahren in diesem Bereich Lösungen erwarten können. Die Kataraktchirurgie ist längst nicht mehr ein bloßes Austauschen der trüben Linsen gegen eine IOL – sie ermöglicht den Patienten weitergehende funktionelle Verbesserungen.

DER AUGENSPIEGEL: Welche Entwicklungen sind besonders aussichtsreich?

Prof. Dr. Norbert Körber: Die Fortentwicklung der optischen Qualität der Multifokallinsen mit Reduktion der störenden optischen Begleitphänomene hat die Akzeptanz bei Patienten und Chirurgen gesteigert. Auch die Möglichkeit des postoperativen „Feintunings“ der IOL, wie beispielsweise bei der Calhounlinse, ist sehr interessant. Allerdings ist die Indikation für solche Korrekturen durch die optische Biometrie doch eher selten zu stellen. Eine denkbare Indikation sind die doch häufiger werdenden Patienten mit Katarakt, bei denen refraktive Probleme bereits mit Excimerlaser korrigiert wurden. Die ersten Patienten dieser Gruppe „kommen jetzt ins Alter“.

DER AUGENSPIEGEL: Aufgrund der Finanzkrise im letzten Jahr ist die LASIK in Deutschland rückläufig. Wird sich dieser Trend in diesem Jahr fortsetzen?
Prof. Dr. Norbert Körber: Falls es zu einer wirklichen Erholung der Konjunktur kommen sollte, werden die Zahlen erfahrungsgemäß auch wieder steigen. Eine Prognose wage ich nicht abzugeben.

DER AUGENSPIEGEL: Die Therapie mittels intravitrealer Injektionen ist in ihrer Entwicklung fortgeschritten. Welche Vorträge hierzu sind vorgesehen?
Prof. Dr. Norbert Körber: Wir hören einen Vortrag zur Ozurdex-Therapie bei Venenverschlüssen mit den Ergebnissen der Phase-III-Studie. Aus Wien berichtet Frau Dr. Neumeier-Angerer über die Kataraktoperation mit intravitrealer Anti-VEGF-Therapie und die Ergebnisse. Überdies wird im Update der retinologischen Gesellschaft diese Therapie eine große Rolle spielen.

DER AUGENSPIEGEL: Jüngst forderten mehrere Patientenverbände in einem öffentlichen Brief die Aufnahme der intravitrealen Injektion in den EBM. Wie sehen Sie die Situation? Welche Haltung nimmt die DGII hierzu ein?
Prof. Dr. Norbert Körber: Die Aufnahme der intravitrealen Therapien in den EBM ist Sache der KBV und der entsprechenden Gremien. Die DGII ist in diese Prozesse nicht involviert.

DER AUGENSPIEGEL: Ihr Augenzentrum in Köln war eins von drei deutschen Studienzentren, das die 360-Grad-Kanaloplastik bei Patienten mit Offenwinkelglaukom evaluiert hat. Wie sind gegenwärtig die Perspektiven in der Glaukomchirurgie?
Prof. Dr. Norbert Körber: Die Glaukomchirurgie ist meines Erachtens auf dem Weg zu einer mehr pathophysiologisch orientierten operativen Therapie. Der Ort der Pathologie beim Offenwinkelglaukom ist nun einmal im Wesentlichen das Trabekelwerk und die moderne Chirurgie des Glaukoms ist hier zu sehen. Welche operative Option hier letztlich erfolgreich sein wird, soll die Zukunft zeigen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Kanaloplastik.

DER AUGENSPIEGEL: Wie schon auf der letzten DGII-Tagung wird die Retinologische Gesellschaft eine Sitzung gestalten. Welche aktuellen Aspekte werden behandelt?
Prof. Dr. Norbert Körber: Die Traumatologie wird mit einem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Kohnen besprochen. Darüber hinaus wird die Interaktion bei Katarakt und diabetischer Retinopathie sowie bei AMD ein Thema sein. Die ersten Schritte in der suprachorioidalen Medikamenteneinbringung sind Thema zweier Pro-Kontra-Vorträge.

DER AUGENSPIEGEL: Neu eingeführt wurden im letzten Jahr Kurse zum Qualitätsmanagement und zur Ergebnisdokumentation. Wie haben sich diese Themenangebote bewährt? Bleiben sie im Programm?
Prof. Dr. Norbert Körber: Wir haben wieder eine Sitzung zu diesem Thema mit namhaften Referenten. Die Qualitätssicherung ist für die Zukunft ein „Dauerbrenner“, mit dem sich im Vertragsbereich alle Beteiligten auseinandersetzen müssen. Die bloße Leistungserbringung ohne Qualitätskontrolle wird in der Vertragslandschaft – zumindest in der operativen Augenheilkunde – in der Zukunft nicht mehr stattfinden.

DER AUGENSPIEGEL: Eine Vielzahl von Kursen, Vorträgen und Wet-Labs werden für das ophthalmologische Assistenzpersonal angeboten. Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte?
Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Instrumentenaufbereitung mit einem eigenen Kurs. Auch in der Veranstaltung für das Assistenzpersonal wird über Erfahrungen mit Qualitätsmanagement im Alltag berichtet.

DER AUGENSPIEGEL: Welche technischen Entwicklungen sind gegenwärtig besonders vielversprechend, wo sehen Sie aktuellen Forschungsbedarf?
Prof. Dr. Norbert Körber: Die Femtolasertechnik eröffnet neue operative Optionen in der refraktiven, aber auch in der kurativen Hornhautchirurgie. Forschungsbedarf besteht nach wie vor zum Thema Nachstar und Presbyopiekorrektur. Im Alltag ist die Frage nach der möglichen Korrektur der Presbyopie sehr häufig zu hören und die Patienten sind daran sehr interessiert. Als Presbyoper kenne ich den „Leidensdruck“ selber.

Herr Professor Körber, vielen Dank für das Gespräch.

 

Ähnliche Beiträge