Hydrophiler Glaskörperersatz

Bisherige Glaskörpertamponaden nach Vitrektomie, die ihre tamponierenden Eigenschaften vornehmlich durch die Kombination aus Oberflächenspannung und Auftriebsvektor erzielen (wie Gase, Silikonöle, semifluorierte Alkane), sind in ihrer Wirkung limitiert, da weder eine vollständige noch gleichmäßige Tamponade aller Netzhautanteile erreicht wird und eine proliferative Vitreoretinopathie nicht sicher zu verhindern ist. Ein alternativer Ansatz ist die Verwendung von Hydrogelen als Glaskörperersatz. Prof. Dr. Martin S. Spitzer (Tübingen) erläutert den möglichen Einsatz und berichtet über Untersuchungen der Tübinger Arbeitsgruppe mit UV-quervernetzter Hyaluronsäure.

Die Behandlung komplizierter Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen ist eine der zentralen Herausforderungen in der operativen Augenheilkunde. Im Rahmen der Standardtherapie wird der natürliche Glaskörper entfernt (Vitrektomie) und die Netzhaut mit einer temporären Tamponade stabilisiert. Bisherige Tamponaden, die ihre tamponierenden Eigenschaften vornehmlich durch die Kombination aus Oberflächenspannung und Auftriebsvektor erzielen (wie Gase, Silikonöle, semifluorierte Alkane), sind leider in ihrer Wirkung limitiert: Es kann keine vollständige Tamponade erreicht werden, es erfolgt keine gleichmäßige Tamponade aller Netzhautanteile und eine proliferative Vitreoretinopathie wird nicht sicher verhindert. Gase haben den Nachteil, dass sie nach wenigen Tagen bis Wochen bereits wieder aus dem Auge diffundiert sind und zumindest in der peri-operativen Phase zu einem erheblichem Anstieg des Augeninnendrucks führen können. Silikonöle müssen wegen diverser Nebenwirkungen im Schnitt etwa sechs bis zwölf Wochen nach dem Ersteingriff durch einen erneuten operativen Eingriff wieder aus dem Auge entfernt werden. Darüber hinaus führen sowohl Gase als auch Silikonöle aufgrund des von Wasser deutlich abweichenden Brechungsindexes zu einer deutlichen Sehverschlechterung, solange die Tamponade im Auge ist. Ferner gelingt mit allen derzeit verfügbaren Glaskörperersatzstoffen keine vollständige Tamponade der Netzhaut, so dass es im nichttamponierten Bereich häufig zu einer erneuten Netzhautablösung beziehungsweise zur Proliferation von Narbengewebe kommt. Zudem können keine adjuvanten intravitrealen Medikamente in den derzeitig verfügbaren Tamponadesubstanzen gelöst werden, da diese allesamt entweder stark hydrophob oder gasförmig sind (Spitzer et al. 2009; Szurman et al. 2009).

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 12/2012.

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