Forschungsprojekt: “Künstlicher Glutamatschalter” bei degenerierten Photorezeptoren

Eine interdisziplinäre Forschergruppe arbeitet an der Entwicklung eines „autonomen neurochemischen Implantats“, das durch eine gezielte und steuerbare Freisetzung des Botenstoffs Glutamat als eine Art künstlicher Synapse die Funktion degenerierten Photorezeptoren ersetzen soll. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit insgesamt 1,4 Millionen Euro.

Durch Freisetzung von Glutamat aus den Nervenendigungen (Synapsen) der Photorezeptoren werden elektrischen Impulse an die nachgeschalteten Nervenzellen der Netzhaut und des Gehirns weitergeleitet und so ein Seheindruck erzeugt. Der Forschungs- und Entwicklungsverbund von Biologen, Medizinern, Physikern und Ingenieuren setzt hier an. Er will ein Implantat entwickeln, das durch eine gezielte und steuerbare Freisetzung des Botenstoffs Glutamat die Funktion einer „künstlichen Synapse“ im Nervensystem übernimmt. Als eine Art „Glutamatschalter“ soll es die degenerierten Photorezeptoren des erkrankten Auges ersetzen.

Langfristig wollen die Wissenschaftler durch eine Kombination des Schaltprinzips mit verschiedenen Botenstoffen gezielt geschädigte Schaltkreise im gesamten Nervensystem steuern. Damit könnte das Implantat, so der Neurobiologe Weiler und der Physiker Parisi, in Zukunft nicht nur zur Behandlung von Netzhauterkrankungen, sondern auch von verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen des Gehirns, wie z. B. Parkinson, dienen.

Beteiligt an dem Forschungsverbund sind die Universität Oldenburg mit der Abteilung Neurobiologie am Institut für Biologie und Umweltwissenschaften (Prof. Dr. Reto Weiler) und der Abteilung Energie- und Halbleiterforschung am Institut für Physik (Prof. Dr. Jürgen Parisi) sowie das Universitätsklinikum Tübingen (Prof. Dr. Eberhart Zrenner), das Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut an der Universität Tübingen in Reutlingen (Prof. Dr. Elke Guenther) und das Helmholz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (Prof. Dr. Martha Ch. Lux-Steiner).

Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Parisi, Institut für Physik
Abt. Energie- und Halbleiterforschung
Tel.: 0441-798-3541, E-Mail: .(Javascript muss aktiviert sein, um diese Mail-Adresse zu sehen)

Prof. Dr. Reto Weiler, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
Abt. Neurobiologie
Tel.: 0441-798-2581, E-Mail: .(Javascript muss aktiviert sein, um diese Mail-Adresse zu sehen)

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