DOG vergibt Ehrenmitgliedschaften an die Professoren Hoffmann und Wiederholt
Auch in diesem Jahr hat die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) wieder zwei ihrer Mitglieder für herausragende Verdienste um die Augenheilkunde gewürdigt und zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die besondere Auszeichnung wurde im Rahmen des Online-Kongresses „DOG 2021“ an die Berliner Professoren Friedrich Hoffmann und Michael Wiederholt verliehen, in Anerkennung wegweisender Arbeiten in ihren jeweiligen Spezialgebieten. Während Wiederholt zu den physiologischen Vorgängen im Auge, wie etwa der Kammerwasserregulation forschte, widmete Hoffmann sich vor allem der Transplantation der Hornhaut.
Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaften fand im Rahmen der DOG 2021 online statt. Kongresspräsident Professor Dr. med. Hagen Thieme hat die beiden Preisträger dazu im DOG-Kongressstudio in Berlin empfangen.
Professor Dr. med. Michael Wiederholt war zuerst und zuvorderst Physiologe und als solcher hauptsächlich in der Forschung tätig. Erst nachdem er bereits zum Professor für Physiologie und Klinische Physiologie an der Freien Universität Berlin ernannt worden war, schloss er Ende der Siebzigerjahre noch eine Facharztausbildung zum Augenarzt an. Die klinische Tätigkeit in der Ophthalmologie blieb zwar eine kurze „Stippvisite“, wie es im Gespräch mit Laudator Thieme im Anschluss an die Ernennungszeremonie hieß. Dennoch hat Wiederholt in dieser kurzen Zeit das Fachgebiet nachhaltig geprägt, indem er die Blutverdünnung als Behandlung von Durchblutungsstörungen im Auge einführte. Auch nach Ende seiner klinischen Tätigkeit blieb ihm sein ausgeprägtes Interesse am Auge erhalten – er sei immer zweigleisig gefahren, betont er im Gespräch. Diese Interdisziplinarität kam auch der Augenheilkunde zugute. „Wiederholt verstand es meisterhaft, seine Erkenntnisse aus der Nierenphysiologie auf die Gewebe des Auges zu übertragen“, so Thieme. So habe er durch seine Forschungen am Ziliarkörper und dem Trabekelwerk letztlich zu einem bahnbrechend neuen Verständnis der Regulation des Augendruckes beigetragen. „Diese neuen Konzepte sind von großer Bedeutung dafür gewesen, Behandlungsmöglichkeiten für diese häufige Erkrankung zu entwickeln.“
Professor Dr. med. Friedrich Hoffmann, der sich 1978 an der Freien Universität Berlin habilitierte und dort bis zu seiner Emeritierung tätig blieb, hatte seinen Arbeitsschwerpunkt in der Klinik. Jedoch trieb er die Entwicklung seines Fachgebiets immer auch als Forscher voran. „Hoffmann war der erste, der mithilfe der Rasterelektronenmikroskopie Aufnahmen des Augeninneren anfertigte“, so Thieme. Mit derselben Technik habe er auch morphologische Unterschiede zwischen verschiedenen Formen der Hornhautentzündung aufgedeckt. Sein Fachgebiet nachhaltig geprägt hat Hoffmann, indem er die Kreuzstichnaht bei der Hornhauttransplantation einführte und damit wesentlich dazu beitrug, den postoperativen Astigmatismus zu verringern. Des Weiteren erforschte er die Immunreaktion nach Hornhauttransplantation, war früher Wegbereiter der in den Siebzigerjahren noch neuen Technik der Phakoemulsifikation und entwickelte Optiken für die Glaskörperchirurgie. Hoffmann engagierte sich als Mitglied der International Ophthalmic Microsurgery Study Group in der Entwicklung und Verfeinerung verschiedener mikrochirurgischer Techniken.
Sowohl Hoffmann, als auch Wiederholt waren frühe Mentoren von Laudator Hagen Thieme und haben seinen beruflichen Werdegang entscheidend mitgeprägt. „Professor Friedrich Hoffmann hat mir das Operieren beigebracht, und Professor Michael Wiederholt das Forschen“, sagte er bei der Verleihung und verknüpfte die fachliche Würdigung mit einem herzlichen persönlichen Dank. Vorbildcharakter hätten sie auch durch eine gewisse Beharrlichkeit gehabt – denn beide mussten zeitweise gegen Widerstände ankämpfen, um Neuerungen in ihrem Fachgebiet durchzusetzen. So stieß Hoffmann anfänglich auf beträchtliche Vorbehalte bezüglich der von ihm entwickelten Kreuzstichnaht – diese sei für eine breite Anwendung in der Praxis zu kompliziert – und auch Wiederholt musste bei der Einführung der Rho-Kinase-Inhibitoren in die Glaukomtherapie, die er anfangs begleitete, erfahren, dass klinische Entwicklungen zuweilen einen langen Atem erfordern. Diese neuen Wirkstoffe haben sich erst nach 15 bis 20-jähriger Forschung für die Anwendung beim Menschen durchgesetzt und gelangen nach den USA und Japan erst jetzt allmählich nach Europa.
Sowohl für Wiederholt als auch für Hoffmann war es ein essentielles Anliegen, ihr Forschungsgebiet voranzubringen. Die Ehrung durch die DOG bezieht sich jedoch ausdrücklich auch auf das Engagement der beiden Professoren in der Lehre. „Beide zeichnen sich durch eine außerordentliche Fähigkeit aus, ihr Wissen und ihre Begeisterung an die nachfolgenden Mediziner- und Forschergenerationen weiterzugeben“, weiß Thieme aus eigener Erfahrung. Oder, wie Friedrich Hoffmann es formuliert: „Man muss Freude an der Arbeit haben und Freude daran, anderen etwas beizubringen.“
Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)