DIRECT: Neue Daten zur diabetischen Retinopathie

Wie jüngste Daten des DIRECT Studienprogramms zeigen, hat der AT1-Rezeptorblocker Candesartan eine günstige Wirkung auf die diabetische Retinopathie hat. So konnte Candesartan blutdruckunabhängig die Inzidenz einer diabetischen Retinopathie bei Typ-1-Diabetikern verringern und bei Typ 2-Diabetikern, die an einer beginnenden Retinopathie litten, eine Regression bewirken. Die Ergebnisse des DIRECT Studienprogramms (DIabetic REtinopathy Candesartan Trials), wurden auf der diesjährigen Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Diabetes-Forschung (European Association for the Study of Diabetes, EASD) in Rom erstmalig vorgestellt.

DIRECT ist das erste Studienprogramm, das als primären Endpunkt die diabetische Retinopathie untersucht. Unabhängig von der Blutdrucksenkung soll die organprotektive Wirkung von Candesartan an Augen und Nieren überprüft werden. 5231 Patienten aus 30 Ländern wurden in 3 placebokontrollierte Studienarme randomisiert. Die Ergebnisse zur diabetischen Retinopathie werden in Kürze in THE LANCET publiziert werden.

Wie das Unternehmen AstraZeneca mitteilt, ist Candesartan cilexetil ein Angiotensin-II-Rezeptorblocker (AT1-Blocker), der in Deutschland seit Dezember 1997 zur Behandlung von Patienten mit Bluthochdruck zugelassen ist. Seit der Indikationserweiterung im Dezember 2004 hat Candesartan auch die Zulassung für die Therapie von herzinsuffizienten Patienten mit einer Pumpleistung des Herzens von unter 40 Prozent.  Frühere Studien hätten nachgewiesen, dass strikte Blutzucker- und Blutdruckkontrolle die Entwicklung und das Fortschreiten der Retinopathie bei Typ1- und Typ 2-Diabetikern reduziere. Die Studiendaten des DIRECT Programms legten jedoch nahe, dass die positiven Effekte auf die diabetische Retinopathie nicht alleine auf eine reine Blutdrucksenkung zurückzuführen sind. Zuvor durchgeführte kleinere Studien hätten einen positiven Effekt einer Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) vermuten lassen. DIRECT ist das erste große klinische Studienprogramm, das den Effekt einer RAAS-Blockade bei der diabetischen Retinopathie und hinsichtlich deren Prävention und Regression bestätigen sollte.
(Candesartan ist in der Indikation diabetische Retinopathie derzeit nicht zugelassen.)

DIRECT Programm:
In drei separaten, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studien wurde untersucht, ob Candesartan cilexetil mit einer Zieldosis von 32 mg bei Typ 1- und Typ 2-Diabetes das Fortschreiten bzw. Neuauftreten der diabetischen Retinopathie verhindern kann (DIRECT-Prevent 1, DIRECT-Protect 1 und DIRECT-Protect 2). Die Bewertung wurde auf Grundlage der Early Treatment of Diabetic Retinopathy Study (ETDRS)-Skala** durchgeführt. Zusätzlich wurde im Gesamtkollektiv geprüft, ob Candesartan einen klinischen Nutzen bei der Prävention der früh auftretenden Mikroalbuminurie (Ausscheidung von Albumin mit dem Urin) hat. Ein entsprechender Nachweis konnte nicht erbracht werden.

Alle Patienten im DIRECT Programm waren normoalbuminurische Diabetiker ohne Bluthochdruck bzw. mit einem medikamentös gut eingestellten leichten Hypertonus.

DIRECT-Prevent 1 untersuchte Typ 1-Diabetiker ohne eine Retinopathie. Primärer Endpunkt war das Neuauftreten einer diabetischen Retinopathie, definiert als eine 2-stufige Verschlechterung auf der ETDRS-Skala. Hier zeigt sich, dass bei Typ 1-Diabetikern mit einem AT1-Blocker (Candesartan) das Neuauftreten (Inzidenz) der diabetischen Retinopathie um 18 % reduziert werden kann (p=0,0508). In einer Post-hoc-Analyse wurde auch die Verschlechterung um 3 Stufen auf der ETDRS-Skala untersucht. Hier konnte eine signifikante Reduktion um 35% bei der Neumanifestation einer Retinopathie im Candesartanarm der Studie nachgewiesen werden.

DIRECT-Protect 1 untersuchte bei Typ 1-Diabetikern, bei denen bereits eine diabetische Retinopathie bestand, den Einfluss von Candesartan auf das Fortschreiten der Erkrankung. Im Ergebnis war jedoch kein Unterschied zwischen der Candesartan- und der Placebo-Gruppe festzustellen (primärer Endpunkt, p=0,85).

In DIRECT-Protect 2 hat die Therapie von Typ 2-Diabetikern mit Candesartan gegenüber Placebo zu einer nicht signifikanten Verringerung des Fortschreitens der Retinopathie geführt (primärer Endpunkt, minus 13 %, p=0,2). Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine frühe Retinopathie wieder verbesserte, ein sekundärer Endpunkt der Studie, stieg jedoch unter der Candesartan-Therapie signifikant um 34 % an (p=0,009).

In den Behandlungsgruppen des Studienprogramms haben 80 % der Patienten über 4 bis 6 Jahre die Höchstdosis von 32 mg Candesartan cilexetil pro Tag erhalten. Dass bei den mit Candesartan und den mit Placebo behandelten Patienten vergleichbare Nebenwirkungen auftraten, ist ein Beleg für die hohe Verträglichkeit des Wirkstoffs.

Quelle: http://www.direct-results.org

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