Das Auge des Gesetzes

Serie zur Sammlung Roth (Folge 136)
Was heute die unauffällig angebrachte Kamera an jeder Hauswand schafft oder eine Bild- und Tonübertragung per Handy weltweit übernimmt, war einst allein die Leistung des menschlichen Auges und des Ohrs: Kritisch beobachten, überwachen, hören, registrieren und den Vorgang weitermelden. Dieses Porträt eines Wachtmeisters in Uniform trägt zweifellos eher die Züge einer preußischen Hierarche als die des Mannes auf der Straße. Dennoch, auf der Rückseite der Holztafel wird er als „Der Stadtpolizist“ bezeichnet, sein Name und seine Herkunft sind unbekannt. Als Maler wird Carl Kronberger angegeben, ein österreichischer Genremaler dessen Gemälde aus dem 19. Jahrhundert die Zeiten überdauert haben, vor allem seine Porträts bekannter Männer und Frauen dieser Zeit.

Das Gemälde zeigt das Gesicht eines Polizisten, es bildet die Züge eines gealterten Offiziers ab. Sein Blick wird noch durch die übergroße Mütze verstärkt, ein Zweispitz, was die Bedrohlichkeit seiner Augen untermauert. Das Werk entstand in einer Zeit, in der ein Schutzmann auf der Straße, allein mit seiner Uniform und Helm, beim Bürger noch Respekt einflößte. Wer in sein kritisch prüfendes Blickfeld geriet, dem blieb keine Chance. Allein der strenge Blick sorgte für Ruhe und Ordnung in der Stadt.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL März 2023.

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