Augenerkrankungen im Kindesalter

Interdisziplinärer Austausch beim ersten Freiburger Kinderaugenheilkundetag
Zum ersten Freiburger Kinderaugenheilkundetag trafen sich Anfang März an der Freiburger Universitäts-Augenklinik rund 240 Teilnehmer aus der Augenheilkunde sowie der Pädiatrie zur interdisziplinären Diskussion über Störungen der Sehentwicklung und die häufigsten Augenerkrankungen im Kindesalter. Veranstalter der Tagung, die von Prof. Dr. Wolf Lagrèze und Dr. Christina Pieh organisiert wurde, war die Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie, Schielbehandlung.

Viele der Augenerkrankungen im Kindesalter fallen lange nicht auf, so dass dauerhafte Funktionsstörungen resultieren können. Daher sind Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen eines Netzwerkes zwischen Kinder- und Augenärzten notwendig. Die Freiburger Fortbildungsveranstaltung sollte den Dialog fördern und Gelegenheit zur interdisziplinären Diskussion geben. Die klinisch orientierte Fortbildungsveranstaltung richtete sich gleichermaßen an Kinder- und Jugendärzte, Augenärzte und Orthoptistinnen. Mit rund 240 Teilnehmern war die Veranstaltung gut besucht. Etwa die Hälfte der Teilnehmer waren Augenärzte und jeweils ein viertel Orthoptistinnen sowie Kinder- und Jugendärzte. Ziel war, die ohnehin schon gute Zusammenarbeit der Berufsgruppen innerhalb der Region Südbaden weiter zu fördern und festigen.
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern bestehen in Deutschland bezüglich der Früherkennung kindlicher Sehstörungen Defizite. Die U-Untersuchungen sind nicht ausreichend geeignet, kindliche Sehstörungen aufzudecken. So hat die Amblyopie immer noch eine hohe Prävalenz von etwa vier Prozent, wäre aber bei rechtzeitiger Diagnosestellung behandelbar. Auch führen immer wieder zu spät erkannte organische Augenerkrankungen des Kindesalters zu teils außerordentlichen, lebenslangen Beeinträchtigungen der Lebensqualität. In vielen Fällen könnte bei rechtzeitiger Diagnosestellung die Sehfunktion erhalten werden.

Entsprechend waren die Themen dieser Fortbildungsveranstaltung gleichermaßen an alle Berufsgruppen gerichtet. Nach einem Einführungsreferat in die frühkindliche Entwicklung der Sehfunktion sowie Pathogenese der Amblyopie folgte ein Übersichtsreferat über organische Augenerkrankungen, in dem in erster Linie die kindliche Katarakt, das kindliche Glaukom sowie das Retinoblastom diskutiert wurden. Anschließend folgten Referate zu den Themen Fehlsichtigkeit und Schielen sowie zur Differenzialdiagnose des roten und tränenden Auges. Von pädiatrischer Seite wurde die Situation des Screenings in Deutschland anhand der U-Untersuchungen anschaulich erläutert. Weitere Themen waren ophthalmologische Untersuchungsmethoden, höhere kognitive Störungen im Kindesalter sowie die kritische Bewertung alternativer Behandlungsmethoden wie die Mess- und Korrektionsmethodik nach Hans-Joachim Haase, Blicktraining bei Lese- und Rechtschreibschwäche sowie Funktionaloptometrie.

Die Freiburger Universitäts-Augenklinik hofft, damit dem Ziel einer weiteren Etablierung der Kinderaugenheilkunde innerhalb des Fachgebietes Augenheilkunde ein Stück näher gekommen zu sein und ein Aufklärungsbeitrag zur Früherkennung kindlicher Sehstörungen geleistet zu haben.

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Die Tagungsleiter Prof. Dr. Wolf Lagrèze und Dr. Christina Pieh.

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