Augenärztliche Grundversorgung am Ende?

Der BVA fordert erneut eine adäquate Honorierung der augenärztlichen Grundversorgung, damit auch weiterhin allen Versicherten der Gesetzlichen Krankenkassen eine hochwertige augenärztliche Versorgung angeboten werden könne.

Die vollmundigen Versprechungen hatten sich schon im ersten Quartal 2009 als Mogelpackungen erwiesen, kritisert der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA): Gesundheitspolitiker, Krankenkassen und kassenärztliche Vereinigungen hätten endlich eine adäquate Honorierung der augenärztlichen Grundversorgung versprochen, doch das Gegenteil sei eingetreten. Angesichts von nicht einmal 10 Euro, die die Krankenkassen pro Jahr für die augenmedizinische Versorgung eines Versicherten aufbringen, sagt Prof. Dr. Bernd Bertram, 1. Vorsitzender des BVA: „Die gesetzlichen Krankenkassen wollen sich anscheinend aus der augenärztlichen Grundversorgung weitgehend verabschieden. Das ist ein Skandal!“

„Unter den derzeitigen Honorarbedingungen ist die moderne, nicht operative Augenheilkunde am Ende“, protestiert Prof. Bertram: „Aus der gesetzlichen Krankenversicherung werden pro Versichertem und Jahr weniger als 10 Euro für die ambulante, nicht operative Augenheilkunde bezahlt, insgesamt sind das weniger als 700 Millionen Euro. Für Sehhilfen geben die Bundesbürger mit über 3,5 Milliarden Euro den fünffachen Betrag aus.“ 4,5% der niedergelassenen Ärzte sind Augenärzte, doch sie erhalten lediglich 0,5% der Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenkassen.

Viele Menschen sehen die Augen als ihr wertvollstes Sinnesorgan an. Blindheit ist ein schlimmes Schicksal, das die Betroffenen in ihrer Lebensführung extrem beeinträchtigt und das für die Gesellschaft immense Folgekosten nach sich zieht. Die häufigsten Ursachen für Blindheit oder erhebliche Sehminderung sind in Deutschland die Altersabhängige Makuladegeneration (AMD), das Glaukom, Katarakt und diabetesbedingte Netzhautschäden. Bei all diesen Krankheiten können Augenärzte den Patienten helfen und das Schicksal der Blindheit verhindern oder das Sehvermögen zumindest doch für viele Jahre erhalten. Voraussetzung sei aber eine frühzeitige Diagnose und eine zuverlässige Betreuung durch den Augenarzt, betont der BVA. Die Mehrzahl der Patienten in Augenarztpraxen suche diese zu Screening, Diagnostik oder Therapie dieser vier Krankheiten auf.

In Deutschland behandeln derzeit rund 5.500 Vertragsaugenärzte etwa 29 Millionen Versicherte pro Jahr. Augenarztpraxen und Augenkliniken beschäftigen rund 40.000 Menschen. Die Alterung der Gesellschaft sorge dafür, dass die Augenärzte immer mehr benötigt werden, denn viele Augenerkrankungen treten im höheren Alter häufiger auf. Mit erfreulich vielen Innovationen habe sich die Augenheilkunde den Herausforderungen gestellt. Doch angesichts der aktuellen Entwicklung der Honorare sei eine von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlte Behandlung durch den Augenarzt, die auch nur die Note „befriedigend“ verdient, nicht mehr möglich. Praxisschließungen und die Entlassung von Mitarbeitern seien bereits heute an der Tagesordnung.

Prof. Bertram: „Durch das finanzielle Aushungern der augenärztlichen Facharztpraxen verabschieden sich die Gesetzlichen Krankenkassen aus der augenärztlichen Versorgung immer weiter. Wollen Krankenkassen und kassenärztliche Vereinigungen etwa, dass unsere augenkranken Patienten demnächst ihre Behandlung selbst zahlen, so wie es jetzt schon bei den Brillen der Erwachsenen, bei den Vorsorgeuntersuchungen und vielen neuen Untersuchungen in der Augenheilkunde ist? Eine Gesellschaft, die über 3.000 Millionen Euro für 10 Millionen Brillen pro Jahr zahlt, müsste doch bereit sein, über die Krankenkassen für die hochwertige Grundversorgung von 29 Millionen Augenarztpatienten deutlich mehr als 700 Millionen Euro zu zahlen.“

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