Atraumatische Amnionmembrantransplantation
Ein Überblick über Transplantationsarten und Trägermodelle
Die Amnionmembrantransplantation ist eine seit den 1940er Jahren entwickelte Methode zur Behandlung von Erkrankungen der Hornhautoberfläche. Durch Proteinase-Inhibitoren und antiinflammatorische Proteine reduziert die Amnionmembran Entzündungsmechanismen und minimiert die Ausbildung kornealer Neovaskularisationen. Priv.-Doz. Dr. Constantin E. Uhlig (Münster) gibt einen Überblick über Wirkmechanismen und Transplantations-arten und stellt derzeitige Trägermodelle internationaler Arbeitsgruppen vor.
Die ersten augenärztlichen Versuche, Amnionmembran klinisch zu nutzen, wurden bereits 1940 von De Rötth veröffentlicht, führten aber ebenso wenig wie jene sechs Jahre später von Sorsby und Mitarbeitern, die Amnionmembran in getrockneter Form bei der Behandlung akuter Augenverbrennungen einsetzten, zu einer klinischen Etablierung des Verfahrens. Erst präparationstechnische Modifikationen im Jahr 1995 durch Kim und Tseng gaben den Anstoß für eine weltweite klinische Akzeptanz des Verfahrens. Die Amnionmembran ist etwa 200 bis 300 µm dick, semitransparent und bedeckt die Plazenta auf der Seite der Nabelschnur. Ihre Oberfläche wird durch ein einschichtiges Epithel gebildet, an dem Aktin, -Aktin, Spektrin, Ezrin, Vimentin und Fibronektin-Isoformen nachgewiesen wurden. Unterhalb des Amnionmembranepithels befindet sich eine Basalmembran, die sich aus Kollagen Typ I, III bis V sowie VII, Laminin und einer gefäßfreien stromalen Matrix zusammensetzt. Darüberhinaus enthält Amnion Hyaluronsäure und Proteoglykane. In Gewebe-kultur wird Amnionmembran genutzt, um das Wachstum epithelialer Zellen, deren Morphologie und Differenzierung zu unterhalten, was ursächlich damit zusammenhängt, dass die Basalmembran der Amnionmembran Ähnlichkeiten mit der Basalmembran der Bindehaut aufweist und in dieser Funktion auf die epitheliale Zelladhäsion, deren Differenzierung und Migration einen förderlichen Einfluss ausübt. Amnionmembran ist offensichtlich ein geeignetes Substrat für das Wachstum epithelialer Vorläuferzellen; sie verlängert deren Lebensdauer. Ferner wurden in der Amnionmembran Wachstumsfaktoren nachgewiesen sowie Wirkstoffe, die den Transforming-Growth-Faktor-ß-(TGF-ß) Signalprozess unterdrücken. Dieser hat entscheidenden Anteil an der Ausbildung von Narbengewebe und behindert die epitheliale Proliferation.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 09/2012.