AAD 2016: Zur gemeinsamen Fortbildungstagung von BVA und DOG
Kompromisse gefordert
„Augenheilkunde im Spannungsfeld zwischen Studien und ‚real life‘“ prägte als Leitthema der diesjährigen Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD) die Hauptvorlesungen, in denen Referenten zu ausgewählten fachlichen Fragestellungen Studiendaten und klinische Erfahrungen in ihrer jeweiligen Relevanz für die Praxis diskutierten. Ein Spannungsfeld, das zudem aber auch eine gesundheitspolitische Dimension umfasste, wie zum Auftakt der Fortbildungstagung in der Kritik des BVA-Vorsitzenden Prof. Bernd Bertram an der G-BA-Methodenbewertung deutlich wurde. Und schließlich zeigte sich auch berufspolitisch die Konfrontation von Theorie und Alltagswirklichkeit: Dr. Bernhard Rochell, einer der Verhandlungsführer der Bundesärztekammer (BÄK) für die GOÄ-Reform und AAD-Gastreferent beim Berufspolitischen Symposium, warnte vor zu hohen Erwartung an die neue Gebührenordnung und warb für eine kompromissbereite, realpolitische Einstellung. Von Ulrike Lüdtke.
Es sei durchaus ein etwas provokant formuliertes Hauptthema, so Prof. Bernd Bertram zum Auftakt der Tagung der AAD, denn die Augenheilkunde bewege sich nicht nur fachlich, sondern auch gesundheitspolitisch im „Spannungsfeld zwischen Studien und ‚real life‘, betonte der BVA-Vorsitzende und begründete dies mit einer kritischen Einordnung evidenzbasierter klinischer Studien und deren alleiniger und ausschließlicher Berücksichtigung bei der Bewertung und Aufnahme von Leistungen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).
Hochwertige evidenzbasierte Studien seien erforderlich, wiesen aber auch Limitationen auf: sie sind sehr aufwändig und verursachen hohe Kosten und vor allem seien viele Verfahren bereits so weit etabliert, dass sich keine Patienten für eine unbehandelte Kontrollgruppe finden lassen – was auch aus ethisch-moralischen Gründen problematisch beziehungsweise nicht zu vertreten sei, führte Bertram aus. Für viele Fragestellungen, die sich im klinischen Alltag täglich stellen würden, lägen folglich oftmals keine hochwertigen Studien vor. Das zeigten auch die Recherchen von BVA und DOG bei der Erstellung der fachwissenschaftlichen Leitlinien.
Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Mai 2016.