Zusammenhang von Bildschirmzeit und Myopie
Von Natur aus ist unser Sehsystem vor allem konzipiert für ein Leben im Freien und sieht daher besonders in der Ferne gut. Das moderne Leben spielt sich aber überwiegend in Räumen und seit den 1990er-Jahren oftmals am Bildschirm ab. Die sich daraus ergebenden Folgen für die Sehgewohnheiten und die Augengesundheit bei Kindern wurden auf der Pressekonferenz der Stiftung Auge im Mai von Prof. Dr. Norbert Pfeiffer (Mainz), Vorstandsmitglied der Stiftung Auge und Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, thematisiert.
Einige neuere Studien geben Aufschluss wie viel Naharbeit hinsichtlich der Myopiewahrscheinlichkeit unbedenklich ist und wie sich Bildschirmzeit von anderen Tätigkeiten in der Nähe unterscheidet. So konnte in der Mainzer Gutenberg-Health-Study (GHS) gezeigt werden, dass das Risiko für Myopie mit jedem Jahr, das Menschen in der Schule verbringen, zunimmt: Beträgt die Rate der Myopie bei Hauptschulabsolventen rund 27 Prozent, so ist sie bei Abiturientinnen und Abiturienten fast verdoppelt (51 Prozent). Zusätzliche Myopie kommt noch zustande durch Berufsabschlüsse: Ohne Schulabschluss beträgt die Rate von Myopie rund 24 Prozent, aber mit einem Universitätsabschluss 53 Prozent. Erstmals untersucht wurde nun in einer Metaanalyse, wie viel Zeit noch als unbedenklich angesehen werden kann. Die Autoren der Studie schlossen aus der Analyse von 45 großen Studien zur Myopie, dass wahrscheinlich bis zu einer Stunde Bildschirmzeit am Tag wenig Myopie hervorrufe, aber bei zwei Stunden das Risiko schon um weitere 21 Prozent erhöht sei.
Prof. Pfeiffer erinnerte daran, dass die Realität vermutlich noch einmal deutlich komplexer ist. Einen Bildschirm in fünf Meter Entfernung zu betrachten, sei wahrscheinlich weniger bedenklich, weil optisch gesehen für das Auge ein Abstand von fünf Metern schon die Ferne darstellt. Ein Computer im Abstand von 50–60 cm würde deutlich mehr Myopie hervorrufen und die Nutzung eines Handys, das von Jugendlichen gern in 20 cm Entfernung gehalten wird, bewirke wegen der großen Nähe und verstärkten Muskelanstrengung einen viel stärkeren Wachstumsreiz für das Auge und damit Myopie.
Glücklicherweise sei Bildschirmabstinenz nicht die einzige Möglichkeit, der Myopie vorzubeugen, denn die Hinweise verdichten sich, dass ein Aufenthalt im Freien von mehr als zwei Stunden pro Tag das Risiko, kurzsichtig zu werden, wenn nicht vollständig verhindern, so doch deutlich verringern könne.
Quelle: Stiftung Auge