Zum 21. DGII-Kongress in Potsdam
Neues in der Katarakt- und Refraktiven Chirurgie
Vom 15. bis 17. März 2007 fand unter frühlingshaften Bedingungen in Potsdam der 21. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation und Refraktive Chirurgie (DGII) statt. Das moderne Dorint Novotel Tagungs- und Kongresshotel befindet sich nahe den touristischen Attraktionen wie Park Sanssouci oder dem Holländerviertel und bot Tagen und Wohnen unter einem Dach und damit einen entspannten und professionellen Rahmen für die Tagung. Ein Bericht von Dipl.-Ing. Matthias Müller.
Der diesjährige Tagungspräsident Prof. Dr. Manfred Tetz eröffnete den Kongress und begrüßte als ersten Redner Winfrid Alber, Staatssekretär des brandenburgischen Gesundheitsministeriums, der Grußworte des Landes Brandenburg und dessen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck überbrachte. Alber sprach über die Bedeutung der Zusammenarbeit der Bundesländer Berlin und Brandenburg und über den 2005 entworfenen Masterplan „Gesundheitsregion Berlin“. Der Masterplan enthält für zwölf Handlungsfelder Maßnahmevorschläge, die von der Entwicklung neuer Aus- und Fortbildungsangebote über Projekte einer integrierten Versorgung und Strategien für Prävention und Gesundheitsförderung bis hin zu Netzwerken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, zum Beispiel bei neuen Diagnoseverfahren oder dem Einsatz neuer Werkstoffe, reichen. Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner stimmte die Teilnehmer auf die Vorzüge der Stadt als Tagungsort ein.
DGII-Präsident Prof. Dr. Duy-Thoai Pham stellte in seiner Eröffnungsrede die diesjährig sehr hohe Vorregistrierung der DGII-Teilnehmer heraus. Ein wichtiges Thema seiner Rede war die ab April 2007 wirksame Gesundheitsreform: Der Abbau von Betten und Personal in den Krankenhäusern stelle eine neue Herausforderung auch für die Augentageskliniken dar, was eine Verhärtung des Wettbewerbs im Bereich Gesundheit zur Folge haben wird. Die DGII-Tagung wolle auch diese Aspekte nicht außer Acht lassen.
Umfrageergebnisse
Prof. Dr. Martin Wenzel stellte die Ergebnisse der von DGII, BVA und BODC jährlich durchgeführten Umfrage zum derzeitigen Stand der Katarakt- und Refraktiven Chirurgie vor. Die Ergebnisse repräsentierten wie in den Vorjahren 80 Prozent der Zentren und Operateure. Die Kataraktoperationszahlen blieben laut den Angaben der 325 antwortenden Zentren (ähnlich dem Vorjahr etwa 50 Prozent der Befragten) mit etwa 383.246 gegen-über dem Vorjahr stabil. Ein interessanter Aspekt der Analyse bezog sich auf die Aphakikorrektur. 36 Prozent der Befragten implantieren bevorzugt Vorderkammerlinsen, 23 Prozent irisfixierte Linsen, 20 Prozent sklerafixierte Linsen und die restlichen 20 Prozent führen keine Aphakiekorrektur durch. Die Anzahl der berichteten refraktiven Operationen blieb mit etwa 23.533 konstant, wobei die Excimerlaserbehandlung mit 64 Prozent führend ist, gefolgt von den limbalen Inzisionen (22 Prozent) und den Linsen-OPs (14 Prozent). Interessant waren die Ergebnisse der „Sonderbefragung“ zu den intravitrealen Medikamenteneinbringungen. Hier schlug die Zahl der Avastin-Injektionen mit etwa 73 Prozent zu Buche.
DGII mit neuem Namen
In der DGII-Mitgliederversammlung wurden laut Beschluss zwei Satzungsänderungen vorgenommen. Die Gesellschaft wird in Zukunft den Namen „Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie“ tragen und damit den mikrochirurgischen Entwicklungen auch im Bereich Ophthalmochirurgie Rechnung tragen. Neu in den DGII-Vorstand wurde Prof. Dr. Norbert Körber (Köln) für Prof. Dr. Ekkehard Fabian (Rosenheim) gewählt. Außerdem wurde das Amt eines Schatzmeisters im Vorstand verankert.
Vorträge
Neben den deutschsprachigen Kongressbeiträgen über Katarakt-, Refraktive- und Glaukomchirurgie wurden zusätzlich international besetzte Vortragsreihen und Round-Table-Gespräche zusammengestellt. In diesen interessanten Gesprächsrunden und Diskussionen wurden vorwiegend die Themen der Presbyopiekorrektur, der neuen Vorderabschnittsdiagnostik sowie kombinierten Eingriffen wie Katarakt-OP kombiniert mit Glaukom-OP, Vitrektomie oder Keratoplastik diskutiert.
Wesentliche Vortragsreihen beschäftigten sich mit Verbesserungen der Optik, wie zum Beispiel die asphärischen und „intelligent“ asphärischen IOL sowie die neuen Multifokallinsentechnologien (MIOL). Hierbei ging es speziell um Designoptimierung der MIOL und funktionelle Ergebnisse nach Implantation von MIOL insbesondere im Nah- und Fernbereich.
In der Sitzung „Neue Diagnostische Verfahren“ wurden interessante Vergleiche der verfügbaren Geräte für die Optische Kohärenz Tomographie des vorderen Augenabschnittes präsentiert. Weiterhin beinhalteten die Vorträge die Konfokale Mikroskopie, Scheimpflug sowie moderne Ultraschalldiagnostik und non-contact Endothelzellzahlmessung in Zentrum und Peripherie der Hornhaut.
Round-Table-Diskussion
Im Anschluss an diese Sitzung fand eine Round-Table-Diskussion zum Thema „Bedeutung der Vorderabschnittsdiagnostik“ statt, in der die Gesprächsteilnehmer ihre persönlichen, sich ständig erweiternden Anwendungsmöglichkeiten und -erfahrungen darlegten. Hier wurde deutlich, wie wichtig und selbstverständlich in der modernen Ophthalmologie die Verbesserung hochauflösender diagnostischer Entwicklungen ist und welchen Stellenwert die Augenheilkunde in der Mikrochirurgie hat.
Wettbewerb Innovative Produkte
Die 43 an der DGII-Tagung teilnehmenden Firmen hatten wieder die Möglichkeit, in dem Industriewettstreit „3 minutes for your products“ ein innovatives Produkt vorzustellen. Die zahlreich eingegangenen Abstracts erstreckten sich nahezu über die gesamte Bandbreite der Ophthalmochirurgie, -therapie und -diagnostik. Da in der Vergangenheit neue Geräte offenbar mit einem kleinen Bewertungsvorteil bedacht wurden, unterteilte die Jury diesmal die Prämierung in zwei Kategorien. Die Moderatoren Prof. Dr. Manfred Tetz und Prof. Dr. Helmut Höh achteten auf die genaue Zeiteinhaltung der Redner. Jeweils die zwei besten Vorträge wurden prämiert. In der Kategorie „Medikamente/Implantate“ gewann die Firma Alcon Pharma GmbH, die ihr neues preloaded Einwegsystem AcrySert vorstellte, dicht gefolgt von der Firma Peschke
Meditrade GmbH mit einer photochromen/-tropen Intraokular-linse, die sich bei UV-Lichteinfall gelb färbt und bei Nacht wieder klar wird. Bei den Geräteneuentwicklungen gewann die Firma IROC AG mit der Methode des Hornhaut Cross-linkings zur Behandlung von progressiven Keratokoni und iatrogenen Ektasien. Den zweiten Platz belegte hier die Firma Oculus Optikgeräte GmbH mit einer Softwareerweiterung der Pentacam HR, mit der die Implantation phaker IOLs in die Vorderkammer präoperativ simuliert werden kann.
Praktischer Teil/Wetlabs
Im praktischen Teil der DGII-Tagung wurden sieben Kurse und drei Wetlabs angeboten. Ein hervorzuhebendes Novum war hierbei der ausgebuchte Kurs über die 360-Grad-Viskokanalostomie (Canaloplasty), für den sogar humane post mortem Augen für die überwiegend chirurgisch erfahrenen Kursteilnehmer zur „high class“ chirurgischen Weiterbildung zur Verfügung standen. Für die Tagung des augenärztlichen Assistenz- und OP-Personals musste wegen des großen Andrangs sogar ein größerer Vortragsraum organisiert werden.
Fazit
Ein besonderes Highlight stellte der Gesellschaftsabend dar, der mit 250 Teilnehmern „ausverkauft“ war. Die DGII hatte mit lokaler organisatorischer Hilfe und Unterstützung durch Juliane Tetz in die Remise des Glienicker Schlosses eingeladen. Bis in die frühen Morgenstunden sorgten hier Meisterkoch Franz Raneburger und sein Team für das kulinarische Wohlergehen. Die Berliner Formation Micha Götz & Friends sorgten instrumental und gesanglich für ein gelungenes musikalisches Rahmenprogramm.
Die 21. Tagung der DGII konnte ein Rekordteilnehmerergebnis verbuchen. Es wurden über 600 registrierte Teilnehmer gezählt, zu denen sich etwa 180 Industrievertreter gesellten.
Zum 22. Kongress der DGII lädt Prof. Dr. Gerd U. Auffarth vom 14. bis 16. Februar 2008 nach Heidelberg ein.
Reisestipendien
Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses können Reisestipendien zur ESCRS vom 8. bis 12. Sepmber 2007 nach Stockholm oder zur DGII-Tagung 2008 vom 14. bis 16. Februar 2008 in Heidelberg (pauschal 250,- Euro) beim Sekretär der DGII beantragt werden.
Formlose Anträge mit Angabe der Reisekosten und drei Publikationen des Antragstellers (Sonderdrucke) richten Sie bitte an die Adresse des Sekretärs der Gesellschaft:
Prof. Dr. Gerd U. Auffarth
Universitäts-Augenklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg
Tel.: 062 21 -56 66 04, Fax: 062 21 -56 54 22
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Abb. 1: Das Dorint-Hotel bot Tagen und Wohnen unter einem Dach.