Zehnjähriges Bestehen des GRADE Reading Center Bonn

Das GRADE Reading Center feiert sein zehnjähriges Bestehen: es wurde im Jahr 2006 gegründet und zählt mittlerweile zu den weltweit größten Einrichtungen dieser Art. Neben der Auswertung digitaler Bilddaten im Rahmen internationaler, multizentrischer klinischer Studien ist GRADE mit der Entwicklung automatisierter Auswertungsalgorithmen, dem Design und der Koordination klinischer Studien sowie mit der Identifikation von Biomarkern bei Makula- und Netzhauterkrankungen befasst. Darauf macht die Universitäts-Augenklinik Bonn aufmerksam.

Das GRADE Reading Center wurde im Jahr 2006 von Professor Dr. Frank Holz, Direktor der Universtitäts-Augenklinik Bonn, und Professor Dr. Steffen Schmitz-Valckenberg, Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor, gegründet. Es ging ursprünglich aus dem DFG-Schwerpunktprogramm Altersabhängige Makualdegeneration (SPP 1088) hervor, im Rahmen dessen digitale Bilddaten aus mehreren klinischen Zentren zentral standardisiert ausgewertet wurden. „Wir sahen damals die Notwendigkeit aber auch das Potential einer Institution, die sich unter strengen Kriterien der systematischen Auswertung digitaler Bilddaten im Rahmen großer klinischer Studien widmet“ sagt Professor Dr. Frank G. Holz. „Den Beginn machten natürliche Verlaufsstudien zur Identifikation struktureller Biomarker, mittlerweile betreut GRADE viele auch interventionelle klinische Studien mit innovativen Therapieansätzen vor allem für Makula- und Netzhauterkrankungen“.

Digitale Bilddaten werden über eigens entwickelte Internet-basierte Portale aus aller Welt hochgeladen und dann im GRADE Reading Center ausgewertet. „Dabei finden unterschiedliche Bildgebungsmodalitäten Berücksichtigung einschließlich optischer Kohärenztomographie, konfokaler Scanning Laser Ophthalmoskopie und Fundusphotographie“ erklärt Professor Dr. med.Steffen Schmitz-Valckenberg. „Neben der Prüfung der Erfüllung von Einschlußkriterien werten wir Verlaufsparameter in allen Bildgebungsmodalitäten aus, um beispielsweise die Wirksamkeit eines neuen Medikaments beurteilen zu können“.
Um solche Auswertung möglichst präzise duchzuführen, war GRADE auch wesentlich an der Entwicklung automatisierter Auswertungsalgorithmen beteiligt. So wurde die Quantifizierung von Arealen mit geographischer Atrophie in Fundus-Autofluoreszenzaufnahmen im Rahmen der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) mittlerweile von der Food and Drug Adnimistration (FDA) als klinischer Endpunkt für Interventionsstudien in diesem Bereich anerkannt und findet mittlerweile bei allen laufenden Studien zu dieser Indikation Anwendung.

Zu den klinischen Studien, an denen das GRADE Reading Center in den vergangenen 10 Jahren beteiligt war zählen u.a. die FAM-(Fundus Autofluorescence in AMD), GAP (Geographic Atrophy Progression), GATE-, Fenretinide- und Emixustat-, HELP-, OCEAN-, COMRADE- und die MAHALO-Studien. Die Zahl der Kooperationsprojekte mit der pharmazeutischen und der Medizinprodukteindustrie ist in den vergangenen 10 jahren kontinuierlich gewachsen, so daß auch der Mitarbeiterstab immer weiter ausgebaut werden mußte.

Im GRADE Reading Center sind heute 20 Personen tätig. Dazu zählen neben den sog. Gradern, die unabähängig voneinnander die digitalen Bilddaten auswerten, auch Daten- und Qualitätsmanager sowie IT-Spezialisten. „Die Infrastruktur ist komplex, da jede klinische Studie eigene Chakrakterstika und Anforderungen hat“, führt Professor Dr. Steffen Schmitz-Valckenberg aus. „Hinzu kommen oftmals knappe timelines – eine Prüfung von Einschlußkriterien muß bspw. häufig innerhalb von 48 Stunden erfolgen.“

Datenauswertungen mündetetn nicht nur in zahlreiche hochrangige Publikationen, sondern waren auch die Grundlage mehrerer Promotionsarbeiten und konnten so für die Förderung von Nachwuchswissenschaftlern herangezogen werden
Im Jahr 2012 wurde GRADE ein Steinbeis-Forschungs- und Transferzentrum im Steinbeis-Netzwerk, das Lösungen gerade für Kooperationsprojekte zwischen akademischen Zentren und Industriepartnern anbietet und erfolgreichen Wissens- und Technologietransfer betreibt. „Die Struktur eines Steinbeis-Unternehmens ist für uns für viele organisatorische Belange von Vorteil. Das schließt auch Vertragsprüfungen und vielfältige administrative Aspekte ein“ erläutert Professor Dr. Frank Holz.

GRADE zählt mittlerweile zu den international führenden Reading Centern und möchte seine Aktivitäten und Kooperationsprojekte in Zukunft weiter ausbauen. Vom Jahr 2017 an wird GRADE u.a. mit einem großen europäischen Verbundprojekt befasst sein. Die Studie MACUSTAR zur intermediären AMD wird als EU-Projekt im Rahmen des IMI2 (Innovative Medicine Initiative) Programms mit insgesamt 16 Mio Euro gefördert. Dabei ist die Identifikation und Validierung strukturelle Marker anhand digitaler Netzhautaufnahmen ein zentraler Aspekt.

Quelle:
Univ.-Augenklinik Bonn

Ähnliche Beiträge