Verbände fordern mehr Bücher für blinde Menschen
Auf Initiative des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) haben sich fünf Verbände in einem offenen Brief an die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gewandt und sie aufgefordert, sich für einen Vorschlag der Weltblindenunion (WBU) einzusetzen, der die Versorgung mit blindengerechten Büchern dramatisch verbessern würde.
Neben dem DBSV haben der Sozialverband Deutschland, die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, der Sozialverband VdK Deutschland sowie der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf den Brief gezeichnet,teilt der DBSV mit.
In vielen Ländern erscheine gerade mal ein Prozent aller Bücher in einem Format, das blinden Menschen zugänglich ist, beispielsweise in Blindenschrift. Verschärfend komme hinzu, dass der Austausch von Büchern über Ländergrenzen hinweg nicht möglich sei, Grund dafür seien Urheberrechtsprobleme. Die WBU bezeichne diesen Zustand treffend als „Büchernot“ und habe bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum in Genf (WIPO) einen Entwurf für einen „Blindenvertrag“ vorgelegt, der unter anderem die grenzüberschreitende Fernleihe von Punktschriftbüchern ermöglichen würde. Im Juni werde über den Entwurf entschieden, zahlreiche Länder hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert. Eine Reihe von Mitgliedsstaaten lehne den Entwurf jedoch ab, angeführt von Deutschland, dem bei der Abstimmung eine Schlüsselrolle zukommt.
Rückenwind erhalte der offene Brief durch die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen, die in Artikel 21 das Recht auf Lesen feststellt und in Artikel 30 die Vertragsstaaten dazu auffordert, blinden Menschen einen verbesserten Zugang zu urheberrechtlich geschützten Werken zu ermöglichen, heißt es seitens des DBSV. Auch das Europäische Parlament habe am 12. Mai 2011 die Mitgliedsstaaten aufgefordert, aktiv an einer rechtsverbindlichen Regelung im Sinne des „Blindenvertrages“ mitzuwirken.
Offener Brief im Wortlaut unter:
http://www.buechernot.dbsv.org