Taktiles Denken

Unterricht in Deutschlands einzigem Gymnasium für Blinde und Sehbehinderte
Die Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. in Marburg ist eine auf die speziellen Bedürfnisse von blinden und sehbehinderten Menschen ausgerichtete Bildungseinrichtung, die verschiedene Schul- und Berufsabschlüsse anbietet und der mit der Carl-Strehl-Schule das einzige grundständige Gymnasium für Blinde und Sehbehinderte in Deutschland angehört. Dr. Hannsjürgen Trojan besuchte den Unterricht und sprach mit Oberstudiendirektor Peter Rollenske über seine Tätigkeit als Gymnasiallehrer in den Fächern Chemie und Biologie.

Bis zum 18. Jahrhundert hatten Sehbehinderte und Blinde kaum Zugang zu Büchern und damit zu Bildung und Wissen. Das änderte sich durch die von Louis Braille 1825 entwickelte Blindenschrift. Der 16-Jährige war nach einem Unfall früh erblindet und schuf mit der Punktschrift eine Darstellungsform, die international zur verbindlichen Blindenschrift erklärt wurde und sich schließlich als schriftliche Kommunikationsform durchgesetzt hat.

Zwar ermöglicht die Brailleschrift den Zugang zu Texten, nicht aber zu Formen und Farben. Wie aber unterrichtet man Schüler, die als Prüfungsfächer des Abiturs Biologie, Physik oder Chemie als Leistungsfach gewählt haben? Fächer, in denen die Funktion des Auges zwingend notwendig zu sein scheint, da die visuelle Information für das Verständnis wesentlich ist: Denn eine einzelne Blüte oder die ganze Pflanze kann man nur erkennen, wenn man sie sieht. Von der Farbe ganz zu schweigen.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 09/2009.

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