Stiftung Auge: Vorsicht bei Netzhautablösung
Lichtblitze, Schlieren, Schatten oder verschwommene Objekte, die plötzlich im Blickfeld auftauchen: Diese Symptome können Anzeichen einer Ablösung der Netzhaut, fachsprachlich Retina, sein. Eine mögliche Ursache dieser Beschwerden sind Risse in der Netzhaut. Da auch andere Arten der Netzhauterkrankung oder aber auch eine Migräne neurologisch bedingten Sehbeschwerden ähnliche Symptome hervorrufen können, kann die Diagnosestellung eine Herausforderung sein. Erforderlich ist zur Klärung eine augenärztliche Untersuchung. Welche Faktoren das Risiko erhöhen, dass sich die Netzhaut nach Rissen ablöst, erklärt die Stiftung Auge.
In Mitteleuropa erleiden statistisch gesehen jährlich 26 von 100.000 Menschen eine sogenannte rhegmatogene, also eine durch einen Riss bedingte Netzhautablösung. Dabei beobachten Fachleute derzeit einen Anstieg der Fallzahlen. „Um im Notfall schnell handeln zu können, ist es wichtig, dass Patientinnen und Patienten typische Symptome und Risikofaktoren kennen, die das Auftreten dieser speziellen Form der Netzhautablösung beeinflussen“, erklärt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Auge.
Besonders gefährdet sind kurzsichtige Personen. Auch eine familiäre Vorbelastung lässt das Risiko für eine rhegmatogene Netzhautablösung steigen. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn bereits ein Auge von einer Netzhautablösung betroffen war. „Bei etwa zehn Prozent aller Patientinnen und Patienten mit einer Netzhautablösung bei einem Auge tritt diese später auch beim zweiten Auge auf“, so der Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Je früher die Diagnose gestellt wird, umso besser, auch wenn das nicht immer ganz einfach sei. „Erschwert wird eine frühe Erkennung durch den Umstand, dass drei von vier Netzhautrissen in morphologisch unauffälligen Netzhautarealen entstehen. Darüber hinaus merken die Betroffenen lange nichts von einem Defekt“, so der Bonner Ophthalmologe.
Typische Symptome einer auf Risse zurückgehenden Netzhautablösung sind plötzlich auftretende „mouches volantes“, übersetzt „fliegende Mücken“, also kleine dunkle oder helle Objekte, die sich im Blickfeld bewegen. Auch Lichtblitze oder Funken auf einem Auge oder dunkle Schatten, die vom Rand des Blickfelds zur Mitte hin zunehmen, sind charakteristische Warnzeichen. „In den meisten Fällen entstehen diese Symptome, wenn sich Risse bilden und sich die Netzhaut auf der rückwärtigen Innenseite des Auges in der Folge abhebt“, erklärt Holz.
Betroffene sollten bei diesen Anzeichen sofort einen Augenarzt aufsuchen. Dieser unterzieht das Auge und die Netzhaut einer eingehenden Untersuchung. Die Behandlung unterscheidet sich je nach Schweregrad der Netzhautablösung, wie auch aus einer im Mai erschienen S1-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) hervorgeht. Abhängig vom Befund können die Netzhautrisse mit Hilfe von Laserstrahlen oder Kälte-Sonden gekittet werden, bevor es zur Ablösung kommt. Im Falle einer Ablösung ist allerdings ein weitergehender mikrochirurgischer Eingriff erforderlich. „Auch nach der Behandlung kann die Sehkraft vermindert sein, je nach Ausmaß kann jedoch oft wieder ein hohes Maß an Sehschärfe zurückgewonnen werden“, sagt Netzhautexperte Holz.
Literatur:
(1) Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Retinologische Gesellschaft (RG), Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA), S1-Leitlinie Risikofaktoren und Prophylaxe der rhegmatogenen Netzhautablösung bei Erwachsenen., 05.2022: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/045-025
Quelle:
Stiftung Auge/DOG
http://www.dog.org