Selbstmessendes mobiles OCT mit automatisierter Auswertung

Die Berner Firma Mimo AG ein fortgeschrittenes Überwachungssystem für die Retina entwickelt, das die rechtzeitige Diagnose von Netzhautveränderungen vereinfachen und verbessern soll. Gemeinsam mit der Forschungsgruppe HuCE-optoLab des Zentrums Technologien in Sport und Medizin an der Berner Fachhochschule wurde unter der Leitung des Basler Ophthalmologen Peter Maloca ein kompaktes und selbstmessendes OCT-Gerät entwickelt. Es soll eine nahtlose Überwachung der zentralen Netzhaut beim Patienten zu Hause oder an einem beliebigen Ort ermöglichen.

Der tragbare optische Kohärenztomograf „Mimo“ hat die Größe einer Kaffeemaschine. Sein anwendungsoptimiertes Design gewährleistet, dass ihn gerade auch ältere Patienten intuitiv bedienen können. Nach der Positionierung des Kopfs in einer ergonomisch geformten Auflage führt das Gerät den Netzhaut-Scan in kürzester Zeit und vollautomatisch durch. Die hohe Messgeschwindigkeit verbessert den Patientenkomfort und kann Messfehler als Folge von Kopfbewegungen reduzieren. Die erfassten 3D-Aufnahmen enthalten weniger Informationen als jene von klinischen OCT-Geräten. Sie sind jedoch ausreichend für eine verlässlich Analyse, betont Peter Maloca: „Die entscheidende Innovation des Systems liegt in der Auswertung der Daten durch eine Software mit Machine Learning, einer Technologie der künstlichen Intelligenz. Die vollautomatische Analyse von vielen Scans ermöglicht bessere Diagnosen als manuell ausgewertete Daten, die in größeren zeitlichen Abständen erfasst wurden.“ Dazu kommt, dass „Mimo“ die Analyseresultate automatisch an ein beliebiges Endgerät übermitteln wird. Arzt und Patient werden bei einem auffälligen Befund sofort benachrichtigt. Das mindert das Risiko, dass Daten nicht rechtzeitig ausgewertet werden und die Therapiemaßnahmen zu spät erfolgen.

Derzeit läuft die klinische Validierung des neuartigen OCT-Geräts und der Auswertungssoftware. „Technisch gesehen ist das System bald bereit für die Markteinführung“, sagt Peter Maloca, der bei seinen Patienten ein großes Bedürfnis für ein solches Messgerät ausmacht. Indem die Technik zum Patienten gehe statt umgekehrt und sich dem Patienten anpasse, komme man dem Ziel der personalisierten Medizin näher. Diese sei Voraussetzung, um das optimale Zeitfenster für eine Therapie zu bestimmen, was längerfristig die Sehfähigkeit erhalte und tiefere Kosten verursache.

An der Entwicklung des Schweizer Überwachungssystems sind neben der Berner Fachhochschule auch die Augenkliniken der Universitäten Basel und Zürich sowie das Royal Moorfields Eye Hospital in London beteiligt. Die Spezialisten der BFH haben das automatisch messende OCT-Gerät konstruiert und seinen Einsatz im Rahmen der klinischen Studie begleitet.

http://www.mimoag.ch

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