Sehbehinderung und Erblindung: Prävalenz leicht rückläufig
Eine neue Studie belegt, dass die Häufigkeit von Erblindung und Sehbehinderung in Deutschland leicht gesunken ist. Obwohl aufgrund der demografischen Entwicklung eher steigende Zahlen zu erwarten wären, haben eine bessere Versorgung und neue Therapien diese Entwicklung offenkundig verhindert, heißt es seitens einer Arbeitsgruppe um Prof. Frank G. Holz von der Universitäts-Augenklinik Bonn. „Es gibt Licht am Horizont“, sagt auch Christina Fasser aus Zürich, Präsidentin von Retina International, einem Zusammenschluss von 33 nationalen Selbsthilfeorganisationen im Vorfeld des 17. Retina International World Congress am 14. und 15. Juli 2012 in Hamburg.
Erbliche und erworbene Erkrankungen der Netzhaut, die zur völligen Erblindung führen können, galten bis vor wenigen Jahren als gar nicht bzw. schwer behandelbar: Diagnostizierte der Augenarzt beispielsweise im Kindes- oder Jugendalter eine Retinitis pigmentosa, eine Erbkrankheit, mussten sich die Patienten darauf einstellen, dass das schwindende Sehvermögen ihre berufliche und private Zukunft gravierend verändern würde. In Deutschland wird eines von 4000 Kindern mit einer solchen erblichen Netzhaut-Erkrankung geboren.
Lautete die Diagnose „Altersabhängige Makula-Degeneration“ (AMD), die Ärzte jährlich bei rund 50.000 älteren Menschen stellen, drohte den Patienten ebenfalls der langsame Verlust der Sehkraft. Die AMD ist in westlichen Industrienationen die häufigste Ursache von Altersblindheit.
Patienten und Ärzte haben inzwischen Grund für Optimismus, so die Einschätzung von Retina International. Das belege nicht zuletzt die Studie der Forscher um Prof. Frank G. Holz im Deutschen Ärzteblatt. Gehe es um die erblichen Netzhauterkrankungen, befinde sich mittlerweile ein ganzes Spektrum von Therapien gegen die verschiedenen Leiden in den entscheidenden Phasen der klinischen Prüfung: Gentherapie, Therapien mit Wachstumsfaktoren, Stammzellen und Zelltransplantaten, Elektrostimulation. Das erste Netzhaut-Implantat habe bereits seine Zulassung erhalten. Ebenso wachse die Erfahrung mit Medikamenten, welche die Altersblindheit aufgrund einer feuchten Makula-Degeneration verhinderten, neue Arzneien drängten in den Markt. Intensiv erforschten Wissenschaftler auch Therapiemöglichkeiten zur Behandlung der sehr viel häufigeren trockenen Form der Makula-Degeneration.
17. Retina International World Congress:
http://www.retina-international-2012.de
Originalveröffentlichung:
Finger, Robert P.; Bertram, Bernd; Wolfram, Christian; Holz, Frank G.: Blindheit und Sehbehinderung in Deutschland: Leichter Rückgang der Prävalenz. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(27-28): 484-9; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0484.
http://www.aerzteblatt.de/archiv/127313
Quelle:
Retina International