Sehbehindertentag: AMD – die „unbekannte“ Volkskrankheit

Die AMD ist eine der am weitesten verbreiteten Augenerkrankungen in Deutschland und eine der häufigsten Ursachen für schwere Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung. Dennoch ist die Krankheit nicht einmal jedem zehnten Deutschen bekannt, wie eine Umfrage von TNS Emnid gezeigt hat und aktuelle Studien bestätigen. Das AMD-Netz, der Berufsverband der Augenärzte (BVA), der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und PRO RETINA Deutschland betrachten dieses Ergebnis mit Sorge: Denn Früherkennung und Vorsorge sind bei AMD entscheidend, um schwere Seheinschränkungen zu vermeiden. Auch ein gesunder Lebensstil kann einer AMD vorbeugen. Gemeinsam sprechen sich die Organisationen zum Sehbehindertentag am 6. Juni dafür aus, dass dem Krankheitsbild mehr Aufmerksamkeit in Prävention, Versorgung und Forschung zuteilwerden muss.

Fast jeder fünfte Bundesbürger über 65 Jahren zeigt Frühformen einer altersabhängigen Makula-Degeneration. „Damit müssen wir die AMD zu den großen Volkskrankheiten zählen“, sagt DOG Präsident Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt aus Tübingen. Studien zufolge soll die Zahl der Betroffenen von aktuell etwa 4,5 Millionen auf über 6 Millionen im Jahr 2030 steigen. Denn der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung in Deutschland wächst. Die geburtenstarken Jahrgänge werden älter und die Lebenserwartung für ältere Menschen steigt.
Trotz ihrer weiten Verbreitung ist AMD als Augenkrankheit in der Bevölkerung weitestgehend unbekannt. Laut einer repräsentativen Umfrage in der deutschen Bevölkerung von TNS Emnid verbinden nur etwa zehn Prozent der Bundesbürger mit dem Namen dieser Augenkrankheit etwas Konkretes. Nur die Hälfte dieser Gruppe wusste überhaupt, dass es sich um eine Augenkrankheit handelt. Die übrigen fünf Prozent nannten entweder andere Krankheiten oder hatten gänzlich andere Assoziationen. 90 Prozent der Befragten konnten mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen.
Die altersabhängige Makula-Degeneration hat zwei mögliche Verlaufsformen und verursacht etwa die Hälfte der Erblindungen in Deutschland. Bei der häufigeren trockenen Form sterben Sehzellen ab, was zu einer allmählichen, derzeit nicht therapierbaren, Verschlechterung des Sehvermögens führt. Bei der feuchten AMD wachsen Blutgefäße unkontrolliert in den Bereich des schärfsten Sehens auf der Netzhaut des Auges ein und zerstören unbehandelt diesen „Fleck” – lateinisch „Makula“. Diese Form schreitet schnell fort und hat – ohne frühzeitige Behandlung – einen unumkehrbaren Sehverlust zur Folge. Sie ist als eine aggressive, chronische Erkrankung einzustufen. Die für diese Form seit einigen Jahren zugelassene Therapie mit Anti-VEGF-Präparaten, die unter sterilen Bedingungen direkt ins Augeninnere gegeben werden, ermöglicht aber eine Stabilisierung oder sogar Verbesserung des Sehvermögens.

Die Zahl der Menschen, die an AMD erkranken, wird weiter steigen. Doch dank der neuen Behandlungsmöglichkeiten wird diese Krankheit bei weniger Menschen zu einer Sehbehinderung oder gar Blindheit führen; darauf deuten wissenschaftliche Untersuchungen seit Einführung der Therapie hin. Wenn es durch eine AMD zu einer Sehbehinderung gekommen ist, können optische und elektronische Hilfsmittel, richtig angepasst, den Sehverlust ganz oder teilweise ausgleichen. Vergrößernde Sehhilfen können zur optimalen Nutzung des vorhandenen Sehvermögens beitragen und so die Lebensqualität der Betroffenen anheben. Auch Licht ist ein sehr wichtiges Thema für Menschen mit Seheinschränkungen. Eine gute Beleuchtung kann die Sehleistung erheblich verbessern. Gerade bei der Anwendung vergrößernder Sehhilfen kann eine gute Beleuchtung den Vergrößerungsbedarf reduzieren. Patienten mit bestimmten Frühformen der AMD können außerdem von der Einnahme spezieller Nahrungsergänzungsmittel profitieren.

Ob die „prophylaktische“ Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in der allgemeinen Bevölkerung das Risiko der Entstehung von AMD reduzieren könnte, ist bisher nicht wissenschaftlich belegt. Studien zeigen aber, dass der Verzicht auf das Rauchen am wirksamsten dazu beiträgt, die Gesundheit – auch die der Augen – bis ins hohe Alter zu erhalten. Selbst eine Aufgabe des Rauchens bei Ausbruch der Erkrankung in einem Auge kann das Risiko für eine Sehverschlechterung im anderen Auge verringern. Um eine Sehminderung durch AMD möglichst lange zu vermeiden, ist es wichtig, auf eine gesunde, vitaminreiche und ausgewogene Ernährung zu achten, nicht zu rauchen, regelmäßig Sport zu treiben, die Augen regelmäßig augenärztlich kontrollieren zu lassen und ab dem Alter von 60 Jahren zusätzlich regelmäßige Selbstkontrollen durchzuführen.

AMD-Netz, BVA, DBSV, DOG und PRO RETINA raten dazu, sich bei veränderter Sehfähigkeit, insbesondere bei verzerrtem Sehen, sofort an einen Augenarzt zu wenden. Entsprechende Selbst-Tests, wie den Amsler-Gitter-Test (für jedes Auge einzeln) oder den Online-Visus-Test unter:

http://www.amd-netz.de/amslergitter oder unter http://www.amd-netz.de/hilfe-und-beratung/online-sehtest

Infos zum Sehbehindertentag unter:
http://www.sehbehindertentag.de

Quelle:
BVA
                           

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