Okuläre Toxoplasmose

Die Toxoplasmose ist eine weltweit auftretende parasitäre Zoonose und die häufigste Ursache einer posterioren Uveitis in Mitteleuropa. Entgegen häufiger Lehrmeinung sind erworbene, frische Infektionen häufiger zu beobachten als kongenitale Übertragungen. Interessante neue Erkenntnisse sind durch die Genotypisierung und Unterscheidung von drei Toxoplasmosestämmen (I bis III) zu erwarten. Prof. Dr. Uwe Pleyer, Necip Torun und Prof. Dr. Oliver Liesenfeld geben einen Überblick zur Epidemiologie, Klinik und Infektionsimmunologie der Toxoplasma Retinochorioiditis.

Molekulargenetische Untersuchungen weisen auf eine interessante historische Verbreitung des Erregers T. gondii hin. Der Parasit lässt sich in drei Stämme (I bis III) unterscheiden, die lokal endemisch in Eurasien und Südamerika vorkommen. Ein weiterer Stamm ist dagegen weltweit zu finden. Neue Möglichkeiten den Erreger genotypisch zu unterscheiden weisen darauf hin, dass erst in der jüngeren Geschichte eine Verbreitung der überwiegend isolierten Stämme erfolgte. Vermutlich ist durch die beginnende Seefahrt ab dem 15. bis 17. Jahrhundert der Erreger durch Nagetiere und Katzen an Bord von Sklavenschiffen weiterverbreitet worden und hat zu neuen rekombinaten Erregertypen geführt. Heute ist der Erreger zwar weltweit verbreitet, weist jedoch weiterhin eine unterschiedliche Prävalenz in verschiedenen Regionen der Welt auf.

T. gondii wird in drei klonale Stämme (I bis III) eingeteilt, die sich durch Virulenz und epidemiologische Verteilung unterscheiden. Symptomatische, systemische Infektionen werden in Europa vor allem bei kongenitaler Toxoplasmose und Reaktivierungstoxoplasmose bei AIDS durch Genotyp II beobachtet. Demgegenüber gehören Stämme von Patienten mit okulärer Toxoplasmose meist zum Genotyp I oder III oder bestehen aus komplexen neuen Mischtypen. Aktuelle Ergebnisse aus Berlin weisen auf eine hohe Frequenz von ungewöhnlichen Stämmen bei Patienten mit Augentoxoplasmose in Deutschland hin (unveröffentlichte Ergebnisse, s. Hinweis am Ende des Beitrages). Eine eindeutige Assoziation von Genotyp und klinischer Symptomatik lässt sich nicht erkennen. Die Sequenzierung des Toxoplasma-Genoms (http://ToxoDB.org/) wird künftig neue Perspektiven zur Klärung offener Fragen zu verschiedensten Aspekten der Infektion mit T. gondii eröffnen.

Epidemiologie

Es wird angenommen, dass weltweit etwa 30 Prozent der Bevölkerung mit T. gondii infiziert sind. Die Serokonversion steigt mit jedem Lebensjahrzehnt um etwa 10 Prozent und erreicht im Alter in Deutschland etwa 70 Prozent. In Mitteleuropa wird die Prävalenz der (oft asymptomatischen) Toxoplasma Retinochorioiditis bis zu 35 Prozent angegeben. Zwar verlaufen viele Infektionen asymptomatisch und werden zufällig entdeckt, dennoch ist diese Infektion häufigste Ursache einer posterioren Uveitis.

Klinische Manifestation

Abhängig vom Zeitpunkt der Infektion wird die Toxoplasmose Retinochorioiditis als kongenital oder postnatal erworben unterschieden. Da sich beide Formen klinisch nicht sicher unterscheiden lassen, kann meist nur bei sicheren Befunden einer kongenitalen Infektion eine Differenzierung erfolgen. Es liegen Hinweise dafür vor, dass die erworbenen Infektionen häufiger sind als bisher angenommen.

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Abb. 1: Toxoplasma gondii. Tachyzoiten-Rosette in einem Makrophagen (a). Gewebezyste mit Bradyzoiten (b).

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Abb. 2: Akute, zentrale Läsion bei gesicherter Toxoplasmose Infektion.

Da die epidemiologischen Daten zur okulären Toxoplasmose in Deutschland spärlich sind, bieten die Autoren die kostenlose Durchführung von serologischen Untersuchungen zur Genotypisierung von T. gondii an und bitten um Zusendung von Serum- (plus wenn möglich Kammerwasser-) Proben von Patienten mit okulärer Toxoplasmose. Bitte Angaben zu: aktive/latente Infektion, Geschlecht, Alter, Anamnese, bisherige Diagnostik, Therapie beifügen. Hinweise und ein Formblatt können unter http://augenklinik-charite.de abgerufen werden. Kontakt: Sekretariat Prof. Dr. Uwe Pleyer, z. Hd. Frau Silke Metzner, Augenklinik Charité, Campus Virchow-Klinikum, Kammerwasserlabor, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin, Fax: +49-30 450-554900, E-Mail: .(Javascript muss aktiviert sein, um diese Mail-Adresse zu sehen)

Mehr dazu im aktuellen AUGENSPIEGEL.

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