Narkose geht auch klimafreundlich
Eine Kehrseite der medizinischen Maximalversorgung ist die Klimabilanz: Weltweit hinterlassen Kliniken bisher sehr große CO2-Fußabdrücke. Vor allem Narkosegase sind ein Faktor, der in Krankenhäusern einen relevanten Anteil der Emissionen verursacht. Das möchte ein interprofessionelles Team der Anästhesiologischen Klinik (Direktor: Prof. Roland C. E. Francis) des Uniklinikums Erlangen ändern. 2024 entwickelte es ein Strategiekonzept für mehr Nachhaltigkeit, das seitdem sukzessive umgesetzt wird.
„Unsere Klinik und damit das gesamte Uniklinikum verzichtet seit Monaten vollständig auf den Einsatz des klimaschädlichen Anästhetikums Desfluran. Auch alternative Narkosegase wie Sevofluran kommen nur noch bei begründeten Ausnahmen zur Anwendung“, erläutert Prof. Francis. „Stattdessen nutzen wir bei Vollnarkosen standardmäßig das intravenöse Propofol. Es bietet zusätzlich zu einem günstigen ökologischen Fußabdruck hohen Patientenkomfort.“ Weitere strategische Ansätze für mehr Klimaschutz in der Anästhesiologie sind eine Reduzierung des Energieverbrauchs sowie die Verringerung von Einwegabfällen. „Die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten steht für uns nach wie vor an oberster Stelle“, betont Dr. Christopher Schmitt, Oberarzt der Anästhesiologie. „Deshalb haben wir bei jedem einzelnen Schritt für mehr Nachhaltigkeit unsere Mitarbeitenden integriert und sie umfassend in den neuen Abläufen geschult. Unser Strategiekonzept bezieht alle Berufsgruppen der Klinik gleichberechtigt ein.“
Positiv komme hinzu, dass die eingeschränkte Nutzung von Narkosegasen den Energieverbrauch im OP massiv reduziere, weil weniger medizinische Druckluft benötigt werde, erklärt Scholler: „Jede einzelne eingesteckte Narkosegasabsaugung verbraucht sehr viel Energie, und das völlig unabhängig davon, ob das Narkosegerät überhaupt läuft.“ Deshalb setzt die Anästhesiologie des Uniklinikums Erlangen inhalative Anästhetika wie Sevofluran nur dann ein, wenn es Vorteile für den Patienten oder für den operativen Eingriff bietet. „Die Total Intravenöse Anästhesie (TIVA) mittels Propofol wird als Standardverfahren für die Narkose eingesetzt und die Narkosegasabsaugungen werden nur beim tatsächlichen Einsatz von Sevofluran eingesteckt“, so Scholler. „Neben den ökologischen Vorteilen bietet eine Narkose mittels TIVA für unsere Patientinnen und Patienten eine gute Verträglichkeit und ein angenehmes Aufwachen.“
Quelle: Uniklinikum Erlangen