Menschen mit Glaukom oft nicht fahrtüchtig

Ein durch Glaukom eingeschränktes Gesichtsfeld hindert die Betroffenen, sicher am Straßenverkehr teilzunehmen: Jüngste Studien am Fahrsimulator weisen auf ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko hin. Die Deutsche Gesellschaft für Ophthalmologie (DOG) rät deshalb älteren Erwachsenen zu regelmäßigen augenärztlichen Untersuchungen. Denn in vielen Fällen bleibe die Gesichtsfeldeinschränkung zunächst unbemerkt. Eine frühzeitige Behandlung des Glaukoms könne die Sehfähigkeit erhalten und auch den Verlust der Fahrtüchtigkeit vermeiden.

Rund 800 000 Menschen sind in Deutschland an einem Glaukom erkrankt, auch als „grüner Star“ bekannt. Dabei gehen nach und nach die Fasern des Sehnervs vom Auge zum Gehirn zugrunde. Viele Betroffene bemerken das erst, wenn das Sehen stark gestört ist. Typisch für das Glaukom sind Ausfälle an den Rändern des Gesichtsfelds. „Patienten gleichen diese oft unbewusst durch vermehrte Augenbewegungen aus“, sagt DOG-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Franz Grehn aus Würzburg. Beim Autofahren gelinge dies nur begrenzt. Plötzliche Bewegungen am Rand des Blickfelds würden häufig übersehen.

Wenn ein Auto von einer Seitenstraße einbiegt oder ein Kind auf die Straße läuft, können Menschen mit einem Glaukom oft nicht mehr rechtzeitig reagieren. Eine aktuelle Studie japanischer Augenärzte ergab für Menschen mit fortgeschrittenem Glaukom ein doppelt so hohes Unfallrisiko wie für Augengesunde. Typisch sind demnach Zusammenstöße mit Fahrzeugen oder Menschen, die von der Seite kommen. Häufig sind die Unfälle schwer, da die Reaktionszeit der Glaukompatienten verkürzt ist und sie nicht rechtzeitig bremsen.

Wichtig ist es, die Gesichtsfeldausfälle frühzeitig zu erkennen, betont Professor Grehn. „Menschen mit Glaukom können häufig bis zum Endstadium der Erkrankung noch ohne Brille sehen, solange der Bereich des schärfsten Sehens auf der Netzhaut von der Erkrankung verschont bleibt“, so der Experte. Mit einem einfachen Sehtest ließen sich die Sehfeldausfälle jedoch nicht erkennen. Stattdessen müsse der Augenarzt den Augeninnendruck bestimmen und den Sehnerv untersuchen.

Medikamente können die Krankheit in der Regel aufhalten und oft auch die Fahrtüchtigkeit erhalten. Die DOG rät deshalb allen Erwachsenen zu regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen. Bei über 65-Jährigen sollte diese Glaukom-Kontrolle alle ein bis zwei Jahre stattfinden. Insbesondere Kraftfahrer sollten spätestens ab dem 50. Lebensjahr alle fünf Jahre zum „Augen-TÜV“. Die Fahrerlaubnis-Verordnung sieht Gesichtsfeldprüfungen derzeit nur für die Führerscheinkategorien C, C1, CE, C1E, D, D1, DE, D1E vor. Fahrer von PKW mit Führerschein Klasse B müssen danach lediglich einen einfachen Sehtest bestehen.

Literatur:
Shiho Kunimatsu-Sanuki et al. Investigation of the relationship between auto accidents and visual field loss in drivers with glaucoma. 116th Annual Meeting of the American Academy of Ophthalmology, 10–13. November 2012, Chicago

Quelle:
http://www.dog.org

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