Meibomdrüsendysfunktion

Lipidmangel und Trockenes Auge – Neue Optionen für Diagnostik und Therapie
Das Trockene Auge ist eines der häufigsten Krankheitsbilder in der ophthalmologischen Praxis und bietet diagnostische und therapeutische Herausforderungen. Nach neueren Erkenntnissen beruht es überwiegend auf einem Mangel der Lipidphase des Tränenfilms durch eine Verstopfung der Öl produzierenden Meibomdrüsen im Augenlid. Diese Meibomdrüsendysfunktion ist chronisch-diffus und primär nichtentzündlich, führt aber, neben der Symptomatik eines evaporativen Trockenen Auges, zu einer verborgen fortschreitenden Drüsenzerstörung mit Funktionsverlust. Prof. Dr. Erich Knop und Dr. Nadja Knop (Berlin) erläutern die Bedeutung einer rechtzeitigen Diagnose und effizienten Therapie.

Die Meibomdrüsen in der Tarsalplatte der Augenlider produzieren Lipide für die äußere Schicht des Tränenfilms (Knop und Knop 2009a). Beim Lidschlag werden die zahlreichen kleinen Drüsen- durch die Lidmuskeln komprimiert und ihr öliges Produkt (Meibum) über kurze Ausführungsgänge, durch eine sichtbare Mündung auf den hinteren Lidrand befördert. Von dort gleitet das Öl auf den Tränenfilm und bildet seine äußere dünnste Schicht. Diese Lipide haben wesentliche Funktionen für die Intaktheit des Tränenfilms und die Gesundheit der Augenoberfläche. Neben der Erleichterung der Tränenfilmausbreitung beim Lidschlag und der Erhöhung seiner Stabilität, sorgen die Lipide vor allem für die Verminderung der Verdunstung der wässrigen Hauptphase des Tränenfilms (Knop et al. 2009a).

Neuere Untersuchungen, vor allem im Rahmen eines aktuellen, internationalen Workshops der Tear Film and Ocular Surface Society (TFOS, http://www.tearfilm.org) zur Definition der Meibomdrüsendysfunktion (Meibomian Gland Dysfunction, MGD) haben gezeigt, dass Funktionsstörungen der Meibomdrüsen meist auf chronischen obstruktiven Veränderungen ohne typische klinische Entzündung beruhen (Knop et al. 2009b). Diese Verstopfung der Drüsenöffnungen führt nicht nur zu einem Lipidmangel des Tränenfilms mit verminderter Tränenfilmstabilität und erhöhter Verdunstung als häufigster Ursache eines Trockenen Auges, sondern auch zu einer Drüsenzerstörung im Lid (Knop und Knop 2009b; Knop et al. 2011; Nichols et al. 2011).

MGD ist der häufigste Typ der hinteren Blepharitis und sollte von entzündlichen Formen der hinteren Blepharitis und vor allem von der entzündlichen vorderen Blepharitis unterschieden werden (Knop et al. 2009b). MGD betrifft typischerweise diffus einzelne Meibomdrüsen entlang des Lidrandes, kann aber auch viele Drüsen befallen. In Anfangsstadien, vor allem wenn nur einzelne Drüsen betroffen sind, verläuft die Erkrankung oft asymptomatisch und unbemerkt (Non-Obvious-MGD; Blackie et al. 2010), da durch die Vielzahl der Drüsen und ein relativ großes Öldepot auf dem hinteren Lidrand eine hohe Reservekapazität für Lipide besteht.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL 09-2011.

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