Lions Clubs International: „Patenschaft“ für Heidelberger Hornhautbank

Möglichst vielen Menschen mit Erkrankungen oder Verletzungen der Augenhornhaut ein Leben in Blindheit zu ersparen, ist erklärtes Ziel der Lions Clubs in Deutschland. Die 53 Clubs aus der Region Nordbaden übernehmen dazu ab sofort eine Patenschaft für die Hornhautbank der Universitäts-Augenklinik Heidelberg, in der Gewebestücke aus der Augenhornhaut verstorbener Spender gelagert und für eine spätere Transplantation vorbereitet werden. Seit dem 27. März darf sich die seit 2000 bestehende Einrichtung damit offiziell „Lions-Hornhautbank“ nennen, teilt die Universität Heidelberg mit. Sie ist die fünfte Lions-Hornhautbank in Deutschland, weltweit sind es mehr als 50. Zukünftig unterstützen die Clubs der Region Projekte oder Anschaffungen der Gewebebank, um die Versorgung mit Hornhauttransplantaten in Nordbaden weiter zu verbessern. So wurde zum Start der Partnerschaft ein Auto angeschafft, mit dem das Team der Heidelberger Hornhautbank die Gewebespenden aus den umliegenden Krankenhäusern abholen kann.

Zur feierlichen Namensgebung am 27. März begrüßte Uwe Metzinger, Distrikt-Governor des Distrikts 111 Süd-Nord, Lions Clubs International, mit den Worten „ein guter Tag im Kampf gegen die Blindheit“ zahlreiche Repräsentanten des Klinikums, des Öffentlichen Lebens sowie von Lions Clubs International. Landrat Stefan Dallinger, der Heidelberger Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner sowie der stellvertretende Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Professor Dr. Matthias Karck, würdigten das herausragende und nachhaltige Engagement der Lions Clubs. Professor Dr. med. Gerd U. Auffarth, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik, bedankte sich: „Es ist uns eine große Ehre, durch diese Patenschaft in das internationale Netzwerk der Lions-Hornhautbanken aufgenommen zu werden. In Zeiten knapper Kassen ist dies eine wertvolle Absicherung, falls dringende Anschaffungen anstehen. Dies hilft uns, unsere hohe Versorgungsqualität auch in Zukunft zu halten und noch zu verbessern.“

Nach Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung überreichte Distrikt-Governor Uwe Metzinger einen Spendenscheck in Höhe von 10.000 Euro. Im Anschluss daran wurde ferner von den Lions ein Fahrzeug an die Augenklinik als Sachspende mit einem Gegenwert von weiteren 10.000 Euro übergeben. Diese neu geschaffene Mobilität ist eine deutliche Erleichterung beim Transport der wertvollen Hornhäute.

Verletzungen, Infektionen und verschiedene Erkrankungen können Hornhaut trüben

An der Universitäts-Augenklinik werden jährlich rund 120 Hornhäute transplantiert. Die Gewebespenden stammen größtenteils aus der klinikeigenen Hornhautbank, einige werden von kooperierenden Hornhautbanken anderer Kliniken zur Verfügung gestellt. „Anders als Spenderorgane müssen Spenderhornhäute nicht sofort verpflanzt werden“”, erklärt Privatdozent Dr. Saadettin Sel, Leiter der Heidelberger Hornhautbank. „Heute sind wir in der Lage, das empfindliche Gewebe noch mehrere Wochen in einer sogenannten Hornhautbank funktionsfähig zu erhalten und für die entsprechenden Patienten aufzubereiten.“”

Qualitätskontrollen nach strengen Standards

Dazu untersuchen die Experten der Hornhautbank zunächst die Gewebestücke eingehend auf Schäden und Lebensfähigkeit. Erst nach mehreren solchen Qualitätskontrollen, darunter auch Tests auf übertragbare Krankheiten, erhält die Hornhaut die Freigabe zur Transplantation. Bis dahin lagert sie in einer speziellen Nährlösung bei einer Temperatur von 31,4 Grad Celsius, die der im Auge entspricht. „Die Aufarbeitung und Konservierung der Spenderhornhäute ist sehr anspruchsvoll und muss höchsten Qualitätskriterien entsprechen. Nur so lassen sich Komplikationen, z.B. Infektionen oder ein Absterben des Transplantats, vermeiden und ein bestmögliches Ergebnis für die Patienten erzielen“, so Sel. Seit 2007, mit dem Inkrafttreten des Gewebegesetzes, sind alle deutschen Hornhautbanken verpflichtet, bestimmte Anforderungen in ihrer Ausstattung, der Qualitätssicherung und Dokumentation zu erfüllen. Die Heidelberger Hornhautbank erfüllt alle diese Vorgaben und ist vom Regierungspräsidium Karlsruhe zertifiziert.

Neben der Aufarbeitung und Konservierung der Gewebespenden hat das Team der Hornhautbank noch weitere Aufgaben: In einem mehrstufigen Verfahren prüft es, ob potentielle Spender, die von kooperierenden Krankenhäusern des Rhein-Neckar-Kreises gemeldet werden, tatsächlich für eine Hornhautspende in Frage kommen.  Dann fahren die Ärzte zur jeweiligen Klinik und entnehmen die Hornhäute. „Dank dieser Kooperationen über das Universitätsklinikum hinaus, konnten wir die Wartezeit unserer Patienten von maximal zwei Jahren auf in der Regel rund ein bis zwei Monate verkürzen“, sagt Auffarth. „Dieses Netzwerk wollen wir – mit Unterstützung durch die Lions Clubs – nun noch weiter ausbauen, um die Wartezeit noch weiter zu verkürzen.“ Allein in Heidelberg stehen 110 Patienten auf der Warteliste für eine Hornhauttransplantation, deutschlandweit sind es rund 7.000 bei gleichzeitig etwa 4.000 Transplantationen pro Jahr. „Nach den Transplantationsskandalen der letzten Zeit ist auch die Bereitschaft zur Hornhautspende gesunken. Wir hoffen, dass sich in Zukunft wieder mehr Menschen zur Organ- und Gewebespende entschließen. Im Falle einer Hornhaut kann das einen anderen Menschen vor Blindheit bewahren“, sagt der Ärztliche Direktor der Augenklinik.

Quelle:
Universitäts-Augenklinik Heidelberg

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