Leitlinie zur Glaukom-Früherkennung
Ob und wann eine Untersuchung zur Glaukom-Früherkennung erfolgen sollte, ist zwischen Experten und Krankenkassen umstritten. Jetzt haben die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) eine neue Leitlinie zur Glaukom-Früherkennung vorgelegt. Welche Empfehlungen die deutschen Augenärzte zur Vorsorge geben, erläutern Experten im Vorfeld des Kongresses.
Glaukom ist eine Erkrankung des Sehnervs, wird von den Betroffenen selbst lange Zeit nicht bemerkt. „Zeigen sich verschwommenes Sehen oder andere Beschwerden, ist es bereits sehr spät, und eingetretene Schäden lassen sich nicht wieder rückgängig machen“, erläutert Professor Dr. med. Alexander Schuster vom Zentrum für ophthalmologische Epidemiologie und Versorgungsforschung an der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Wird ein Glaukom dagegen rechtzeitig erkannt, lässt sich die Erkrankung durch Augentropfen, Lasereingriffe oder chirurgische Maßnahmen aufhalten oder verzögern. Unbehandelt droht Blindheit.
Untersuchung beider Sehnervenköpfe plus Innendruckmessung
Aus diesem Grund werben die Augenärzte für eine Glaukom-Früherkennung. „Sie besteht aus der Untersuchung der Sehnervenköpfe beider Augen mit einem Spezialmikroskop sowie einer Augeninnendruckmessung“, erklärt Schuster. Die Krankenkassen übernehmen allerdings die Kosten dafür aufgrund fehlender Daten nicht. „Augenärzte können sie daher nur als individuelle Gesundheitsleistung anbieten“, so der Mainzer DOG-Experte. Die Patienten müssen für die Früherkennung zwischen 20 und 40 Euro zahlen.
Um zu klären, wann und wie häufig Patienten die Vorsorge in Anspruch nehmen sollten, haben Experten von DOG und BVA alle verfügbaren wissenschaftlichen Belege zu den Risikofaktoren für das Glaukom untersucht und auf dieser Basis in einer neuen Leitlinie Empfehlungen ausgesprochen. „Die Leitlinie bietet Ärzten und Patienten damit Orientierungsmöglichkeiten“, sagt Schuster.
Früherkennung ab dem 40. Lebensjahr
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass allen Personen ab dem 40. Lebensjahr die Glaukom-Früherkennungsuntersuchung angeboten werden sollte. „In der Altersgruppe zwischen 40 und 59 Jahren sollte die Untersuchung alle fünf Jahre wiederholt werden, ab dem Alter von 60 Jahren alle zwei bis drei Jahre – vorausgesetzt, es liegen keine weiteren Risikofaktoren vor“, erklärt Schuster.
Zu diesen Risikofaktoren zählen Verwandte ersten Grades, die an einem Glaukom leiden, aber auch ein erhöhter Augeninnendruck. Bei einer Kurzsichtigkeit von mindestens minus vier Dioptrien ist das Risiko für einen Grünen Star zwei bis dreifach so hoch wie bei normalsichtigen Augen, und auch Ablagerungen auf der Linse und im Kammerwinkel verstärken die Erkrankungsgefahr.
Bei mehreren Risikofaktoren Untersuchungsabstände verkürzen
„Liegt neben dem Alter ein weiterer Risikofaktor vor, sollten bei Menschen ab 40 Jahren die Abstände zur nächsten Untersuchung auf zwei bis drei Jahre, bei Menschen ab 60 Jahren auf ein Jahr verkürzt werden“, erläutert Schuster. Bei drei oder mehr Risikofaktoren gilt: In diesem Fall sind Betroffene gut beraten, sich schon ab 40 Jahren jährlich untersuchen zu lassen.
„Glaukom Früherkennung ist sehr sinnvoll und wichtig, da gibt es keine Frage“, betont DOG-Präsident Professor Dr. med. Hans Hoerauf. „Eine Studie, die den direkten Nutzen nachweist, kann es und wird es nicht geben, eine Kontrollgruppe ohne Früherkennung wäre aus augenärztlicher Sicht ethisch nicht vertretbar. Die Sinnhaftigkeit dieser Untersuchung immer wieder in Frage zu stellen, ist aus meiner Sicht unverständlich“, setzt der Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Göttingen hinzu.
Der DOG-Kongress findet vom 9. bis 11. Oktober 2020 online statt.
Quelle:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
http://www.dog.org