Gar nicht so selten: Farbschwächen

Eine Farbschwäche kann bereits im Kindergarten auffallen – denn eine Dyschromatopsie trete sei gar nicht so selten auf. Etwa 8 Prozent aller Männer und 0,4 Prozent der Frauen sind Rot-Grün-Schwäche betroffen. Darauf weist der Berufsverband der Augenärzte (BVA) hin.

Farbschwächen sind meistens angeboren, doch auch Krankheiten oder Medikamentennebenwirkungen können das Farbensehen beeinträchtigen. Bei Makula-Erkrankungen wie dem diabetesbedingten Makulaödem leidet auch das Farbensehen. „Bei den genetisch bedingten Farbschwächen fehlt den Betroffenen entweder einer von drei für das Farbensehen zuständigen Zapfentypen oder zwei Zapfentypen sind sich so ähnlich, dass das Sehsystem ihre Signale kaum unterscheiden kann“, so Prof. Dr. Herbert Jägle und Prof. Dr. Hermann Krastel vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA). Im Rot-Gelb-Grün-Bereich nehmen die Betroffenen Farben anders wahr, und sie können weniger Farbtöne unterscheiden. Die Sehschärfe ist jedoch normal.

Totale Farbenblindheit ist selten

Eine totale Farbenblindheit, die so genannte Achromatopsie, ist dagegen sehr viel seltener, erläutert Prof. Krastel: „Erst unter rund 100.000 Menschen ist ein Betroffener zu finden. Diese Patienten leiden auch unter stark herabgesetzter Sehschärfe und starker Blendung.“ Die Ursachen für diese echte Farbenblindheit sind andere als bei Rot-Grün-Störungen, doch auch sie sind genetisch bedingt: „Immerhin sind schon mehrere der für Achromatopsie verantwortlichen Gene bekannt“, so Jägle, Experte für Farbensehen.

Keine Behandlungsmöglichkeiten

Bisher gibt es keine Möglichkeiten, die angeborenen Farbschwächen zu behandeln. Vor einiger Zeit wurde jedoch von Tierversuchen an Totenkopfaffen berichtet, die nach einer Gentherapie Farben besser unterscheiden konnten (veröffentlicht in der Zeitschrift Nature, doi:10.1038/nature08401). So vielversprechend das Behandlungsprinzip ist – vom Einsatz in der Augenarztpraxis sei dieser Ansatz noch sehr weit entfernt, betonen die beiden Ophthalmologen vom BVA. Wissenschaftlich fundierte Studien mit farbschwachen Menschen wären die Voraussetzung für die Zulassung der Therapie, außerdem eine sorgfältige Bewertung von Risiken und Nutzen.

Augenärzte beraten

Umso wichtiger sei die fachärztliche Beratung über die Auswirkungen der Farbschwäche – vor allem auf die Berufswahl. Wenn Eltern unsicher seien, ob ihr Kind an einer Farbschwäche leide, könne ein Besuch beim Augenarzt Klarheit schaffen, der das Farbensehen mit gezielten, kindgerechten Tests prüfe. In vielen Augenarztpraxen stehe ein Anomaloskop zur Verfügung, mit dem sich bewerten lasse, wie ausgeprägt eine Farbschwäche ist, so der BVA. Die Untersuchung, die bereits im späten Kindergartenalter oder im frühen Grundschulalter möglich ist, ist allerdings keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.

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