EU-Projekt: Sehfunktionen des Gehirns wiederherstellen
Eine Miniaturkamera, die visuelle Informationen sammelt, in geeignete Signalmuster übersetzt und diese dann an Implantate im Gehirn überträgt, so dass trotz Blindheit wieder Seheindrücke entstehen – das ist die Vision des Projekts „I See“. Das Projekt des Forschungsteams aus Deutschland, der Schweiz und Kanada wird von der Europäischen Kommission mit rund 900.000 Euro gefördert.
Die geplanten Implantate sollen spezifisch im Gehirn Areale ansprechen, welche für die Verarbeitung von visuellen Informationen zuständig sind. „Um solche Brain-Computer-Interfaces zu entwickeln, müssen wir lernen, mit mikro-elektrischen Mitteln die Sprache des Gehirns zu sprechen“, so der Neurowissenschaftler Priv.-Doz. Dr. Dirk Jancke von der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Ziel des Projekts ist es, technische Hilfsmittel bereitzustellen, um erblindeten Patienten visuelle Informationen zugänglich zu machen, die sie in alltäglichen Lebenssituationen nutzen können. „Außerdem gewinnen wir wichtige Grundlagenkenntnisse für Diagnostik und Behandlung von neurophysiologischen Krankheitsbildern des Gehirns“, erklärt Jancke.
Während bei Erkrankungen der Netzhaut wie etwa Retinopathia pigmentosa elektronische Netzhautimplantate genutzt werden können, sind Hilfen für zentrale Erkrankungen des Sehsystems, wie sie zum Beispiel durch Diabetes mellitus verursacht werden, nur mittels direkter Ansteuerung von Gehirnaktivität möglich.
Störungen von Gehirnfunktionen gehen mit massiven Einschränkungen der Lebensqualität einher. Der Verlust der Sehfähigkeit ist in zunehmend visuell gesteuerten Welten besonders tragisch. Nach Schätzungen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands leben etwa 150.000 blinde und rund 500.000 sehbehinderte Menschen in Deutschland, weltweit sind etwa vier Millionen Menschen betroffen.
Quelle: Ruhr-Universität Bochum