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DOG kritisiert Anti-IGeL-Antrag der SPD

Die SPD hat einen Antrag („IGeL-Eindämmungsgesetz“) in den Deutschen Bundestag eingebracht, der überflüssige Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) eindämmen soll. Als Beispiel für diese verzichtbaren Untersuchungen führt sie die Glaukom-Vorsorge an. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) widerspricht dieser Darstellung: Die Glaukom-Vorsorgeuntersuchung ist sinnvoll und notwendig, betont die DOG in einer Mitteilung.

Jedes Jahr erblinden Menschen auch in Deutschland wegen eines unerkannten Glaukoms. Nur eine rechtzeitige Diagnose dieser zunächst vom Patienten unbemerkten Erkrankung kann das Fortschreiten der Krankheit aufhalten. Deshalb empfiehlt die DOG ab dem 40. Lebensjahr alle drei Jahre und ab dem 65. Lebensjahr alle zwei bis drei Jahre eine Untersuchung des Sehnerven und des Augeninnendrucks. Weil die Gesetzliche Krankenversicherung diese Untersuchungen derzeit nicht bezahlt, müssen Augenärzte sie als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) anbieten oder den Patienten vorenthalten, erläutert die DOG in ihrem Schreiben die Situation in der augenärztlichen Praxis.

Das Glaukom ist eine Volkskrankheit. Risikofaktor für dessen Entstehung ist häufig ein erhöhter Augeninnendruck – Aber nicht bei jedem Glaukom ist dieser erhöht. Daher muss bei der Glaukom-Vorsorge grundsätzlich auch der Sehnerv untersucht werden, da sich nur daran eine Glaukom-Erkrankung erkennen lässt. Erst diese kombinierte Untersuchung lässt eine Aussage über das Bestehen eines Glaukoms und die Behandlungsnotwendigkeit zu. In der DOG-Leitlinie zur „Detektion des primären Offenwinkelglaukoms“ empfiehlt die Fachgesellschaft Menschen ab 40 eine dreijährliche Kontrolle. Bei über 65-Jährigen sollten diese schmerzlosen Untersuchungen alle ein bis zwei Jahre stattfinden. Darauf habe die DOG bereits im Februar dieses Jahres hingewiesen, heißt es seitens Gesellschaft.

Die Glaukom-Vorsorge soll insbesondere die Zahl der unerkannten Glaukome reduzieren. Deren Anteil werde in Deutschland derzeit auf 50 Prozent geschätzt, in anderen Ländern liege er sogar wesentlich höher. „Durch qualifizierte Kontrolluntersuchungen lässt sich das Risiko für eine Glaukom-Erkrankung gut abschätzen und entscheiden, wann mit einer Therapie begonnen werden sollte“, erläutert Professor Dr. med. Lutz Pillunat, Sprecher der Sektion Glaukom der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Die Behandlung des Glaukoms ist meistens einfach und wirkungsvoll: Mit Medikamenten kann der Arzt den Abfluss des Kammerwassers erhöhen oder dessen Produktion senken und damit den Druck normalisieren. Helfen Augentropfen nicht, ist auch eine Laser-Behandlung oder eine Operation möglich.

In einem Antrag, den die SPD in den Bundestag eingebracht hat, heißt es, dass es keinen patientenrelvanten Nutzen für das Glaukom-Screening gäbe. Diese Aussage ist falsch, kritisiert die DOG. Worauf sich diese Aussage gründet, werde nicht erläutert. Damit werde erneut diese wirkungsvolle Vorsorgemaßnahme in Frage gestellt. Insbesondere bei diesem Krankheitsbild hat sich die Früherkennung bewährt. Der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand und internationale Erfahrungen belegen das: „In vielen Ländern der Welt wird eine Glaukom-Vorsorge sehr erfolgreich durchgeführt“, betont Professor Dr. med. Dr. h. c. Franz Grehn, Präsident der Weltglaukomgesellschaft und Schriftführer der DOG. Es sei bekannt, wie wichtig das frühzeitige Erkennen der Krankheit sei: Denn einmal aufgetretene Glaukom-Schäden könnten nicht wieder behoben werden. Bedauerlicherweise werde die Glaukom-Vorsorge in Deutschland nicht durch die Gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Sie müsse deshalb als IGeL-Leistung von den Ärzten durchgeführt werden. Erst wenn ein Glaukom diagnostiziert sei, werden die nötigen Untersuchungen von den Kassen übernommen, führt die DOG in ihrer Stellungnahme weiter aus.

„Die DOG unterstützt weiter alle Bestrebungen, medizinisch notwendige Leistungen wie die Glaukom-Vorsorgeuntersuchung flächendeckend zur Verfügung zu stellen“, sagt Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG. „Denn im Vordergrund muss immer das Wohl des Patienten stehen.“

Quelle:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
http://www.dog.org

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