DOG: Blendattacken auf Piloten nehmen zu

Seit Jahren nimmt die Zahl von Blendattacken mit Laserpointern auf Flugzeugpiloten weltweit zu. In 90 Prozent der Fälle werden Pointer im grünen Wellenlängenbereich benutzt, deren Leistung sich unter der Fünf-Milliwatt-Grenze bewegt. Der Nachweis von organischen Verletzungen im Auge ist bei diesen geringen Energiestärken schwierig, erklärt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im Vorfeld ihres 112. Kongresses. Anders verhalte es sich im Fall von hochenergetischen Lasern, die als Kriegswaffen eingesetzt werden.

Allein in den USA kam es im vergangenen Jahr zu fast 4.000 Blendattacken auf Flugzeugpiloten, in Europa haben sich seit 2004 nach Expertenschätzungen mindestens 3.000 solcher Vorfälle ereignet. „Handelsübliche Laserpointer mit einer Stärke von bis zu fünf Milliwatt können Airbusse prinzipiell auch in 15.000 Metern Höhe erreichen“, berichtet Dr. med. Frank Jakobs, Augenarzt am Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck. „Die meisten Attacken finden aber während der Start- und Landemanöver statt oder bei Helikoptern, die sich nicht so schnell bewegen“, so Jakobs, der die NATO zum Thema Blendattacken berät. „Attacken auf Eurofighter sind eher selten, sie sind dafür einfach zu schnell.“

Ob durch die Angriffe organische Schäden im Auge entstehen, hängt vor allem von der Stärke des Lasers ab. „Grundsätzlich können Laserschäden, wie sie etwa bei Unfällen mit experimentellen Lasern entstehen, über eine Untersuchung des Augenhintergrundes oder mit weiteren Spezialuntersuchungen nachgewiesen werden“, erläutert Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG. Bei Blendattacken mit handelsüblichen Laserpointern sei dies schon schwieriger. „Hier können meist keine organischen Schäden nachgewiesen werden – weder mit der optischen Kohärenztomographie noch mit weiteren Spezialuntersuchungen“, erklärt Laserexperte Roider. „Nach bisherigen Erfahrungen bleibt es bei der reinen Blendung“, bestätigt auch Fliegerarzt Jakobs. Der Nachweis eines Laserschadens sei nur durch wiederholte Untersuchungen innerhalb der ersten Tage zu führen, so Roider.

Trotz der vermeintlichen physikalischen Ungefährlichkeit geht von den Laserpointer-Attacken eine große Gefährdung aus. „Die Piloten können vorübergehend ihr Sehvermögen einbüßen oder Nachbilder sehen“, sagt DOG-Präsident Roider. „Piloten beschreiben die Angriffe als extrem unangenehm, zumal sie in kritischen Flugphasen wie Start oder Landung zu Fehlern mit verheerenden Folgen führen können“, ergänzt Jakobs. Bisher habe es zwar noch keinen Flugunfall gegeben, der die Folge einer Blendattacke gewesen wäre. „Wohl aber abgebrochene Landeanflüge, was gefährlich genug ist“, berichtet der Fliegerarzt. Die Pilotenvereinigung Cockpit fordert daher ein klares Strafmaß für Laserattacken, die derzeit als „gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr“ mit Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren belangt werden können.

Jenseits der handelsüblichen Laserpointer existieren Geräte mit Energiestärken bis in den Tausend-Watt-Bereich, die sowohl im sichtbaren als auch im unsichtbaren Wellenlängenbereich operieren. „Hochenergetische, nicht sichtbare Laser können Blutungen am Augenhintergrund erzeugen, wodurch der Pilot blind und damit steuerungsunfähig wird“, erklärt Roider. Laser mit Lichtbündeln von über einem Meter Durchmesser sind bereits vor der Küste Somalias zum Einsatz gekommen, um Piraten vorübergehend zu blenden und damit kampfunfähig zu machen – Laserwaffen, deren primäres Ziel es ist, dauerhafte Blindheit zu verursachen, sind nach der Genfer Konvention seit 1995 verboten. Darüber hinaus gibt es Kriegswaffen, die im hohen Mega-Watt-Bereich operieren und ein beträchtliches Zerstörungspotenzial aufweisen. „Sie können Meteoriten oder Raketen abwehren, Panzer und Stahl durchschneiden“, so Jakobs.

Quelle:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)

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