Massen-Screening zur Augengesundheit in China mit deutscher Unterstützung
Mit dem „Beijing Eye Public Health Care Project“ ist in China auf Basis der Telemedizin eine Infrastruktur für das Massen-Screening von älteren Menschen entwickelt und deren Effizienz gemessen worden. Mehr als 560.000 Bewohner der ländlichen Region um Peking (Greater Beijing) im Alter von 55 bis 85 Jahren – und damit mehr als 80 Prozent der Zielgruppe – folgten dem Aufruf des dortigen öffentlichen Gesundheitswesens und ließen ihren Augenstatus erfassen, berichtet die Universität Mannheim.
Um den Augenstatus der mehr als eine halbe Million Menschen zu erfassen, seien 2.500 Hochschulabsolventen in der Augentechnik geschult worden. Probanden mit einer Sehschärfe geringer als 0,3 wurden an regionale Gesundheitszentren überwiesen, in denen die erkrankten Augen fotografiert wurden. Via Telemedizin sei die Übertragung der Aufnahmen an ein Zentrum erfolgt, in dem der Grund der Sehschwäche zentral diagnostiziert wurde.
Wie die Universität Mannheim mitteilt, ist die umfangreiche Studie vom Beijing Institute of Ophthalmology (BIO) durchgeführt worden, dem WHO-Zentrum für Ophthalmologie (Augenheilkunde) in China. Professor Dr. Jost Jonas, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mannheim, ist seit 2006 Ehrendirektor („Honorary Director“) dieses Institutes. Der Mannheimer Augenspezialist pflege dort eine sehr fruchtbare wissenschaftliche Zusammenarbeit, die wesentlich dazu beigetragen habe, dass das BIO zusammen mit dem ihm angegliederten Tongren Hospital zu den drei wissenschaftlich führenden ophthalmologischen Institutionen im Land zählt, heißt es seitens der Universität. Infolge dieses Engagements sei Professor Jost einer der Autoren einer Fachveröffentlichung, die das „Beijing Eye Public Health Care Project“ beschreibt. Im Tongren Hospital Beijing werden jedes Jahr mehr als 750.000 ophthalmologische Patienten behandelt. Dies entspreche in etwa der Summe aller in ophthalmologischen Unikliniken behandelten Patienten in Deutschland.
China ist mit fast 1,34 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde und der von der Fläche her größte Staat Ostasiens. Für eine flächendeckende Erfassung und Versorgung der Bevölkerung im Bereich der Augenheilkunde fehlt es bislang an der nötigen Infrastruktur, als auch an Kenntnissen über die Verbreitung von Sehschwäche und die ihr zugrunde liegenden Erkrankungen. Das „Beijing Eye Public Health Care Project“ sei als regionales Projekt ein Probelauf für ein flächendeckendes Public Health Care System zur Augengesundheit in China und habe den Nutzen und die Durchführbarkeit eines so groß angelegten Untersuchungsprogramms bewiesen, heißt es in dem Bericht der Universität. Das öffentliche Gesundheitswesen in China verfüge nun aufgrund dieses Projektes über hervorragende Daten zur Verbreitung von Sehschwäche sowie den zugrunde liegenden Erkrankungen in der untersuchten Population. Zur Statistik führt die Universität Mannheim folgende Zahlen auf:
Bei knapp zehn Prozent der untersuchten Menschen wurde auf mindestens einem Auge eine Sehschwäche diagnostiziert. Der Augenhintergrund von mehr als 34.000 Menschen wurde gespiegelt. Neben dem Katarakt, einer Trübung der Augenlinse, waren Erkrankungen der Retina, inklusive der diabetischen Retinopathie, und das Glaukom die häufigsten Gründe für eine Sehschwäche.
Bei knapp 6.000 der untersuchten Personen wurden eine Vorstufe oder ein reifer Katarakt diagnostiziert, die eine Operation notwendig machten. Von den rund 1.600 Personen, deren Status nach der Operation erfasst wurde, hatten rund 92 Prozent danach eine Sehfähigkeit von mindestens 0,3 wiedererlangt. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg, vermeidbare Erblindung zu verhindern, so die Universität.
Das Projekt ist eingebettet in das Programm „Vision 2020“ der Weltgesundheitsorganisation WHO, das zum Ziel hat, weltweit bis 2020 möglichst jede einzelne vermeidbare Erblindung zu verhindern.
Quelle:
Universität Mannheim