Das Sehen des Sehens

Positivismus, Phänomenologie und Empiriokritizismus

Seit der griechischen Philosophie hatte es sich in der abendländischen Tradition etabliert, dem ersten Eindruck der Sinne zu misstrauen. Zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert traten Positivisten, Phänomenologen und Empiriokritizisten auf den Plan, mit denen sich auch Wladimir Iljitsch Lenin in „Materialismus und Empiriokritizismus“ befasste. Die Phänomenologen wollten sich auf das bloße Sehen der Phänomene zurückziehen. Am Ende entwickeln sie ein ganzes Universum von neuen Welten, die sich übereinander türmten. Von Dr. Michael Ahlsdorf.

Wahrheit interessiert uns nicht, sagen die Phänomenologen. Wenn wir uns nur mit dem beschäftigen, was wir sehen, ist das viel ökonomischer. Damit wollen sie einfach sehen, aber als Philosophen sehen sie schon wieder doppelt. Sie türmen auf das Sehen ein Sehen des Sehens.

Die Zeit war Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht reif für eine Revolution. Wladimir Iljitsch Lenin hatte sich mal wieder ins Exil geflüchtet, wie meistens in die Schweiz. Das ganze Jahr 1908 verbrachte Lenin in Genf. Im Lesesaal der dortigen Bibliothek verfasste er ein Buch, das sicher zu einem seiner ungelesensten Bücher zählen dürfte, wenn nicht zu einem der ungelesensten Bücher der Literaturgeschichte. Es trug den sperrigen Titel „Materialismus und Empiriokritizismus“.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL November 2024.

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