Das Myopodiorthoticon

Serie zur Sammlung Roth (Folge 142)

Die Fähigkeit, Dinge in geringem Abstand deutlich besser zu sehen als in der Ferne, kannten die Menschen schon in der Antike. Ihnen fiel auf, dass manche Menschen im Nahbereich Dinge besser erkennen konnten als andere. Die Griechen nannten den Zustand Myopie, Sehen im engen Abstand, im Nahbereich. Bereits Aristoteles waren die Symptome bekannt, er soll sich um 350 vor Christus sogar schon mit ihrer Ursache beschäftigt haben. Doch bis zum ersten Schliff von Konkavgläsern im späten Mittelalter gab es für die Kurzsichtigkeit keine Abhilfe. Im Gegenteil, die von ihr betroffenen Menschen waren bei Arbeiten im Nahbereich, selbst im hohen Alter, im Vorteil.

Die Ursache der Myopie blieb letztlich bis in die heutige Zeit hinein unbekannt. Die Forschung nach den auslösenden Faktoren wurde erst ab dem ersten Weltkrieg forciert, stellten doch jetzt die Industrie und vor allem der Straßenverkehr immer höhere Anforderungen an das Sehvermögen. Als Grund der Refraktionsanomalie, man nannte sie die Dehnsucht des Auges, wird bis heute entweder ein Akkommodationsfehler, ein Missverhältnis im Brechungsverhalten oder eine Überlänge des Auges angeführt.

Die Kurzsichtigkeit nimmt vor allen in den Industrienationen in den letzten Jahrzehnten deutlich zu. Als Abhilfe dient heute die Brille, Kontaktlinse, alternativ ist die refraktive Hornhautchirurgie oder Pseudophakie im Einsatz. 

Nun gab es bereits in der Vergangenheit immer wieder Versuche ihre Progression zu blockieren. Im Jahr 1840 beschrieb Professor Berthold aus Göttingen ein Gerät, mit dem man das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit vor allem bei Heranwachsenden verhindern wollte. Der Autor stellt in seiner Schrift, betitelt als „Myopodiorthoticon“, ein einfaches Lesegestell vor, mit dem die Progression der Kurzsichtigkeit unterlaufen werden sollte.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL September 2023.

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