Das aufklappbare Auge

Serie zur Sammlung Roth (Folge 143)

Seitdem die Menschheit sich mit der Fähigkeit des Sehens beschäftigt, versucht man die Anatomie des Sehorgans und vor allem seine optischen Gesetze zu entschlüsseln. Bis zur ersten Untersuchung mit einem Mikroskop im 17. Jahrhundert, womit die einzelnen Gewebeschichten endlich differenziert werden konnten, wurde das Auge auf Grund seines schalenartigen Aufbaus immer nur mit einer Zwiebel verglichen, seine optische Funktion blieb ein Rätsel. Lediglich die von der Intensität des Lichts abhängige Pupillenreaktion war schon in der Antike bekannt.

Auch wusste bereits man um den Einfluss der Psyche auf die Mimik, die Lidspaltenweite und das Pupillenspiel. Dies führte zum Irrglauben, der Sitz der Seele befinde sich im Augeninneren, ein Gedanke, der selbst heute noch keineswegs abwegig erscheint. Jeder kennt den starren Blick eines Erblindeten.

Nach der ersten histologischen Aufarbeitung am Mikroskop wurde auch die Optik des Auges entschlüsselt. Frühe Darstellungen des Augapfels im Holzschnitt oder Kupferstich zeigen ihn noch als Kamera obscura. Spätere Schnittbilder zeigen die Regenbogenhaut mit der Pupille und Augenlinse, die bereits richtig als Lens cristallinea bezeichnet wird. Ihrem variablen Brechungsverhalten verdankt das Auge letztlich das scharfe Netzhautbild.

Mit den frühen Schulbüchern kamen vor etwa 100 Jahren solche aufklappbaren anatomischen Modelle des menschlichen Körpers in Mode, ihnen verdanken unsere Großeltern das Wissen um ihre Organe. Eine besondere beliebte Darstellung war dabei die Abbildung des Auges.

Mehr dazu im AUGENSPIEGEL Oktober 2023.

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