Curcumin als Therapie bei Netzhautdegeneration?

Neue Forschungsergebnisse aus der Arbeitsgruppe um den Regensburger Wissenschaftler Dr. Thomas Langmann legen nahe, dass der pflanzlichen Aromastoff Curcumin als natürliche Therapieform bei degenerativen Krankheiten des Gehirns, wie zum Beispiel bei Alzheimer oder Parkinson, und bei Netzhauterkrankungen eingesetzt werden könnte, teilt das Institut für Humangenetik der Universität Tübingen mit.

Makrophagen sind „Fresszellen“ des zentralen Nervensystems und der Netzhaut im Auge und kommen dort als so genannte Mikrogliazellen vor. Dort haben sie die Aufgabe potenziell krankmachende Substanzen zu erkennen und zu beseitigen. Bei degenerativen Erkrankungen des Gehirns wie zum Beispiel bei Alzheimer oder Morbus-Parkinson, aber auch bei verschiedenen Netzhauterkrankungen finden sich jedoch chronisch aktivierte Mikrogliazellen.

Schon lange vermuteten Forscher, dass diese Immunzellen ein vielversprechender Ansatz sein könnten, bei der Entwicklung von neuroprotektiven Therapieformen, also Therapien die bei einer neurodegenerativen Erkrankung verlangsamend wirken und die Behinderungen und Beschwerden lindern sollen. Bisher gab es aber nur wenige Erkenntnisse, wie man die natürliche Immunreaktion wirksam modulieren kann.

Einem Regensburger Forschungsteam um Prof. Dr. Thomas Langmann, der die Pro Retina Stiftungsprofessur für Netzhautforschung am Institut für Humangenetik inne hat, ist nun ein großer Schritt in Richtung einer natürlichen Therapie gelungen, heißt es in der Mitteilung des Institutes. Auf der Suche nach immunregulierenden Stoffen aus natürlichen Quellen, stießen der Biologe Marcus Karlstetter und die Doktorandin Elena Lippe, aus dem Institut für Humangenetik, auf eine sehr potente immundämpfende Substanz, die chronisch aktivierte Mikrogliazellen reguliert.

Bei der Substanz handelt es sich um den pflanzlichen Aromastoff Curcumin. Dieser Stoff ist Hauptbestandteil der Kurkuma-Wurzel und als gelblicher Farbstoff besonders oft im Currygewürz zu finden. Die Kurkuma-Pflanze wird vor allem in Indien, China und anderen ostasiatischen Ländern angebaut und dort auch als natürliche Medizin eingesetzt.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Curcumin entzündlich aktivierte Mikrogliazellen praktisch ruhig stellt. In den Zellen werden dabei bis zu 50 verschiedene Gene angesteuert, um die Sekretion von neurotoxischen Substanzen zu hemmen und die Migration der Zellen stark zu vermindern. Dies hat direkte neuroprotektive Auswirkungen. In einer weiteren Studie wollen die Forscher nun diese positiven immun-regulierenden Effekte von Curcumin auch in vivo nachweisen. Die Erkenntnisse daraus könnten die Basis dafür legen, dass das Curry-Gewürz als natürliche Therapieform für neurodegenerative Erkrankungen eingesetzt wird.
Die Ergebnisse des Teams um die Pro Retina Stiftungsprofessur sind aktuell in der frei zugänglichen renommierten Fachzeitschrift „Journal of Neuroinflammation“ erschienen (doi:10.1186/1742-2094-8-125).

 

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