BVA kritisiert Berichterstattung über fehlerhafte Abrechnungsdiagnosen

Die Wochenzeitschrift DER SPIEGEL berichtete in der Ausgabe 41/2009 (S. 48-51) ausführlich über Fehlcodierungen in verschiedenen Arztgruppen sowie entsprechend falsch verteilte Kassenzuschläge aus dem Gesundheitsfonds. Angeführt wurde in diesem Zusammenhang eine Häufung von augenärztlichen Fehlcodierungen, die zahlreiche Patienten mit der Diagnose HIV-Infektion versehen hatten. In allen Fällen sei eine in der ophthalmologischen Branche weit verbreitete Praxis-Software eines bestimmten Anbieters benutzt worden. Der Berufsverband der Augenärzte (BVA) kritisiert die Berichterstattung, die den Eindruck erwecke, Ärzte und Kassen hätten ein gleichgerichtetes Interesse an“solchen Vorgängen“.

Nach dem Bericht zufolge, hat ein Problem mit der Abrechnungssoftware für Ärzte dazu geführt, dass eine große Anzahl von Patienten versehentlich als HIV-infiziert geführt worden sind. Durch den Fehler hätten die Krankenkassen Zahlung in Höhe von rund 10.000 Euro pro Patient und Jahr aus dem Gesundheitsfond erhalten, die ihnen eigentlich gar nicht zustanden.

Wie der BVA betont, „erhalten der behandelnde Arzt dagegen mit und ohne diese Diagnose das gleiche Honorar.“ Ärzten und Kassen ein gleichgerichtetes Intersse zu unterstellen, sei unangebracht: „Die Wochenzeitschrift irrt“, heißt es seitens des BVA. „Der so genannte morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (morbi-RSA) bestimmt, dass bei bestimmten Krankheiten wie AIDS die Krankenkasse des AIDS-Erkrankten Gelder aus dem Gesundheitsfond erhält. Der behandelnde Arzt erhält kein Geld aus dem Gesundheitsfond. Außerdem gibt es bei den 80 Krankheitsgruppen, für die die Kassen Gelder aus dem morbi-RSA erhalten, Augenerkrankungen so gut wie nicht berücksichtigt. In diesem Katalog ist nur eine einzige Erkrankung enthalten, die Bezug zum Auge hat.“

Tatsache sei vielmehr, dass Ärzte und auch Augenärzte mit hochkomplexen bürokratischen Strukturen zwangsweise leben müssten, die wie im aufgeführten Fall über komplizierte Codierung fehleranfällig seien. „Insbesondere den Gesundheitsfond als komplizierte Umverteilungsmaschinerie und Bürokratiemonster halten Augenärzte für überflüssig und freuen sich darauf, wenn dieses Relikt aus der letzten Regierungskoalition in der Mottenkiste verschwindet“, heißt es weiter.

„Erst werden Ärzte und Augenärzte mit immer komplizierteren bürokratischen Strukturen konfrontiert und dann wundert man sich anschließend darüber, wenn unvermeidliche Fehler auftauchen.“, kommentiert Prof. Dr. Bernd Bertram 1. Vorsitzender des BVA den Bericht.

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