Augenhornhautspende bleibt in der Organspende annährend stabil
Der dramatische Rückgang in der Organspende ist auch an der Gewebespende nicht spurlos vorbeigegangen. Die Zahl der Gewebespenden im gemeinnützigen Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ist 2013 nach mehreren Jahren des Wachstums leicht um 1,1 Prozent zurückgegangen. Insgesamt haben 1.774 Menschen Gewebe gespendet. Die Zahl liegt damit nach Angaben der DGFG um 20 Spender niedriger als 2012, teilt die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH mit. „Wir sind froh, dass wir die Spendezahlen trotz zurückgehender Organspenden annährend auf Vorjahresniveau halten konnten“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. „Der Rückgang konnte nur durch neue Spendeprogramme, deutlich mehr Spendermeldungen und verbesserte Aufbereitungstechniken in den Gewebebanken aufgefangen werden.“ Trotz der Rückgänge in der Organspende habe sich die Gewebespende und insbesondere die Augenhornhautspende in vielen Kliniken in Deutschland etabliert. 3.368 Augenhornhäute wurden im Jahr 2013 nach Informationen der DGFG gespendet. Das waren etwa 100 weniger als im Vorjahr. Mit diesem Rückgang wurde nach Angaben der DGFG der steigende Trend der vergangenen Jahre erstmals seit über fünf Jahren unterbrochen.
Spende von Herzklappen und Blutgefäßen deutlich zurückgegangen
Deutlicher fiel der Rückgang bei den gespendeten Herzklappen und Blutgefäßen aus: 258 gegenüber 335 im Vorjahr sind ein Minus von fast 23 Prozent. „Bei der Spende von Herzklappen und Blutgefäßen sind wir auf die Organspende angewiesen“, sagt Börgel. „Sinkt die Zahl der Organspenden, stehen auch weniger Herzklappen und Blutgefäße zur Verfügung.“ Nur wenn ein Herz nicht zur Transplantation geeignet ist, kann es für die Spende der Herzklappen verwendet werden. Weiterhin wurden gespendet: 1.269 Amnionmembranpräparate, die bei einer Kaiserschnittgeburt aus der Eihaut der mütterlichen Fruchtblase gewonnen werden sowie 198 Knochen, Sehnen und Bindegewebspräparate von insgesamt zwölf Spendern.
Die Gesamtzahl der zur Transplantation vermittelten Gewebe ging um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3.689 zurück. Herzklappen und Blutgefäße können mehrere Jahre in einer Gewebebank aufbewahrt werden. Aufgrund dieser Lagerbestände und verbesserter Herstellungstechniken konnten 2013 trotz des Rückgangs der Herzklappen- und Gefäßspenden knapp 22 Prozent mehr kardio-vaskuläre Gewebe an Patientinnen und Patienten vermittelt werden als im Vorjahr. Die Anzahl der vermittelten Hornhäute ging um knapp 2,2 Prozent auf 2.318 zurück. Insgesamt versorgt die DGFG rund 120 Einrichtungen in Deutschland mit Gewebepräparaten.
Nur jede zehnte Gewebespende kommt aus der Organspende
Die Gewebespende, insbesondere die Augenhornhautspende, ist im Gegensatz zur Organspende nicht an die Feststellung des Hirntods gebunden. Deshalb sind ein Großteil der in Deutschland verstorbenen Menschen potentielle Augenhornhautspender. Etwa 8.000 Patientinnen und Patienten benötigen allein in Deutschland eine Augenhornhauttransplantation. Verpflanzungen der Hornhaut sind die älteste und häufigste Transplantation. Sie wird seit über 100 Jahren erfolgreich praktiziert. Fast 40 Prozent der in Deutschland transplantierten Hornhäute stammen von der DGFG. Auch Brillen- oder Kontaktlinsenträger sowie Menschen mit einer Augenerkrankung oder einer Augenoperation kommen als Spender in Frage, betont die DGFG. Selbst die meisten Krebserkrankungen stellen keinen Ausschlussgrund dar. „Die älteste Hornhautspende kam von einem über hundertjährigen Menschen“, sagt Börgel. Die Entnahme sei bis zu 72 Stunden nach dem Tod möglich.
Gewebe unterliegen wie Organe dem Handelsverbot
Die Spende und Vermittlung von Geweben unterliegt dem Handelsverbot. Diese Rechtssicherheit besteht seit 2007 mit dem Inkrafttreten des Gewebegesetzes. Eine zentrale Vermittlungsstelle sowie eine bundesweite Warteliste für Gewebetransplantate sind im Gegensatz zur Organspende im Transplantationsgesetz jedoch nicht vorgesehen. Jedes Transplantationszentrum kann seine Patientinnen und Patienten bei der DGFG zur Transplantation anmelden.
Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)
Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland unterstützt. Die DGFG etablierte ein Netzwerk zahlreicher deutscher Kliniken, Gewebebanken und transplantierender Einrichtungen, die ausschließlich im Bereich der nicht-kommerziellen Gewebespende tätig sind. Es ist das größte deutsche Netzwerk seiner Art auf dem Gebiet der Gewebemedizin. Mehr als 50 Krankenhäuser und Universitätsklinika unterstützen die Gewebespende durch die Meldung potentieller Gewebespender. 25 Koordinatoren der DGFG betreuen die Gewebespende in den Kliniken vor Ort, führen Gespräche mit Angehörigen und organisieren die Entnahme und den Transport der Gewebe in die Gewebebanken.
(Alle Angaben zu den Jahreszahlen 2013 sind vorläufig.)
Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH
http://www.gewebenetzwerk.de