Abschiedsvorlesung von Professor Norbert Pfeiffer
Am 28. April versammelten sich zahlreiche Gäste aus nah und fern zur Abschiedsvorlesung von Prof. Norbert Pfeiffer. Der Hörsaal der Mainzer Augenklinik war bis auf den letzten Platz gefüllt, selbst die Treppenstufen und Stehplätze waren belegt. Auch der benachbarte Hörsaal, in dem die Veranstaltung live übertragen wurde, war vollständig ausgelastet. Kein Wunder, denn es verabschiedete sich einer der bedeutenden Ophthalmologen seiner Zeit nach fast drei Jahrzehnten als Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz.
In seiner Begrüßung würdigte der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Georg Krausch, Pfeiffers außergewöhnliche Leistungen. Unter dessen Leitung sei die Mainzer Augenklinik von einer kleinen Einrichtung zu einer der größten in Deutschland gewachsen. Krausch hob auch Pfeiffers Engagement im Vorstand der Universitätsmedizin hervor und berichtete von dessen diplomatischem Geschick, mit dem er selbst in Krisenzeiten wie der Coronapandemie überzeugte. Etwa bei der erfolgreichen Sicherung von über 2,2 Milliarden Euro für den dringend benötigten Neubau der Universitätsmedizin. Auch Persönliches kam zur Sprache: So tanzt Pfeiffer in seiner Freizeit leidenschaftlich gern und kennt sich mit Figuren wie „Botafogos“ und „Cross Body Lead“ bestens aus.
Der Dekan, Prof. Hansjörg Schild, betonte Pfeiffers herausragende Forschungsleistungen und den exzellenten Ruf der Klinik, die bundesweit Überweisungen erhält, allein im Bereich Glaukom zuletzt von über 1.600 verschiedenen Praxen. Auch Pfeiffers didaktisches Talent wurde gewürdigt: Als Träger des Lehrpreises der Universität überzeugte er erneut mit einer brillanten Vorlesung.
In seiner Rede spannte Pfeiffer einen weiten Bogen über die Entwicklungen der Augenheilkunde. Zu Beginn seiner Laufbahn war die intrakapsuläre Kataraktextraktion (ICCE) noch gängige Praxis und es wurde erst operiert, wenn Patienten in der Zeitung die Überschriften nicht mehr lesen konnten, während heute um die Akkommodationsfähigkeit gekämpft werde und Verbesserung gegenüber dem natürlichen Zustand das Ziel sei. Weit spannte er den Bogen erwartungsgemäß bei den Glaukomerkrankungen. So waren diese zu Beginn seiner Tätigkeit Erkrankungen, die praktisch allein durch den Augeninnendruck erklärt schienen, so dass Überbehandlung bei okulärer Hypertension, aber auch Unterbehandlung bei einem Normwert von 21 mmHg drohten. Durch internationale Studien unter Pfeiffers Leitung, wie der European Glaucoma Prevention Study, gelang es nicht nur, die Wirksamkeit der Drucksenkung zur Verhinderung der Glaukomentstehung zu beweisen, sondern auch Risikofaktoren genau zu definieren. Daher steht jetzt beim Patientengespräch das individuelle Risiko im Vordergrund. Auch die Einführung einer neuen medikamentösen Glaukomtherapie mit lokalen Karboanhydrase-Hemmern ist Pfeiffer zu verdanken und schließlich hat er wesentliche Operationsmethoden vorangebracht. Ähnliche Betrachtungen erfolgten zur altersabhängigen Makuladegeneration und zur Hornhauttransplantation, die durch den Aufbau der größten eigenständigen Hornhautbank Deutschlands in Mainz erheblich gefördert wurde.
So war Pfeiffers Resümee nach 40 Jahren Augenheilkunde, dass die Kataraktoperation die wohl erfolgreichste Operation aller chirurgischen Eingriffe sei. Gleichzeitig rief er die Studierenden und jungen Ophthalmologen auf, nicht innezuhalten in der Forschung und nicht zu glauben, dass die Entwicklung schon bis zum Ende optimiert sei. Herausforderungen bestünden weiterhin bei dem Ersatz der Akkommodationsfähigkeit. Ebenso sei es beim Glaukom zwar gelungen, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten, noch immer aber fehle die Möglichkeit der Regeneration des Sehnervens. Das wichtigste Resümee galt aber „den Weggefährten auf meinem Weg“, alle diese Leistungen seien nur möglich geworden „durch intensive Zusammenarbeit von vielen Menschen aller Professionen“. So bedankte sich Pfeiffer bei allen Mitarbeitern der Augenklinik, den gegenwärtigen und früheren, den vielen Ärztinnen und Ärzten und Stipendiaten, die im Laufe der 30 Jahre in Mainz gewesen seien, dem Vorstand, aber nicht zuletzt auch seiner Familie. Das Auditorium würdigte seine Worte mit langanhaltendem Applaus.
Auch nach seiner offiziellen Verabschiedung bleibt Pfeiffer der Universitätsmedizin erhalten: Der Präsident verlieh ihm eine Forschungsprofessur, und der Vorstand bat ihn, weiterhin klinisch tätig zu sein.
Quelle: Universitäts-Augenklinik Mainz