1000. Augenhornhaut aus der Gewebebank MV verpflanzt

Seit Jahren existiert in Deutschland ein Mangel an Augenhornhauttransplantaten. Mit der im Juli 2015 gegründeten Gewebebank Mecklenburg-Vorpommern habe sich dieser Versorgungsengpass erheblich reduziert und diese Woche konnte die Transplantation der 1.000. Augenhornhaut gefeiert werden, teilt die Gewebebank Mecklenburg-Vorpommern gGmbH mit.

„Unser Team ist sehr stolz, dass wir innerhalb so kurzer Zeit so vielen Menschen mit gesundheitlichen Sehproblemen helfen konnten“, sagte der Geschäftsführer der gemeinnützigen Gewebebank Mecklenburg-Vorpommern (GBM-V), Dr. Frank-Peter Nitschke. „Wir verdanken diesen Erfolg maßgeblich den Spendern und ihren Familien sowie den unglaublich engagierten Mitarbeitern in den Kliniken, die die Entnahme der Gewebe erst möglich machen. In keinem anderen Bundesland ist die Bereitschaft zur uneigennützigen, großherzigen Gewebespende höher als in Mecklenburg-Vorpommern.“

Hohe Spendebereitschaft sorgt für bessere Versorgung

In Mecklenburg-Vorpommern werden jährlich rund 200 Augenhorntransplantationen primär in Rostock, Greifswald, Demmin, Neubrandenburg und Stralsund durchgeführt. Bundesweit sind es etwa 8.000 Transplantation pro Jahr. Allein aus der Gewebebank MV werden derzeit pro Woche durchschnittlich 25 Transplantate abgegeben, was die überregionale Bedeutung dieser Gewebebank widerspiegelt. „Für dieses Jahr planen wir die Bereitstellung von insgesamt rund 1.200 Augenhornhauttransplantaten. Derzeit können wir allen Anfragen von Transplantationszentren nach Augenhornhäuten ohne Wartezeiten nachkommen“, betonte Nitschke.

Um die Vermittlung der Hornhauttransplantate noch effektiver und unkomplizierter zu gestalten, gibt es zukünftig auf der Website der GBM-V ein Kontaktformular, so dass anfragende Augenärzte innerhalb kürzester Zeit eine Antwort erhalten, ob ein passendes Transplantat zum gewünschten Termin zur Verfügung gestellt werden kann. „Wir wollen verhindern, dass einerseits Augenhornhäute nach der Lagerungszeit von maximal 34 Tagen verfallen und andererseits Patienten und Ärzteteams unnötig lange auf eine dringend notwendige Transplantation warten müssen.“

Qualität spielt entscheidende Rolle

Transplantate der Rostocker Gewebebank sind insbesondere wegen der hohen Qualität an vielen Universitätsklinika gefragt. „Unsere erfahrenen Mitarbeiter verarbeiten die entnommenen Augenhornhäute nach einer gründlichen Eingangskontrolle sehr zügig. Nach der fachgerechten Präparation kann die Augenhornhaut in der Gewebebank in einem mit Nährstoffen angereicherten Organkulturmedium bei ca. 32 Grad bis zu 28 Tage vorgehalten werden. Durch Produktion in einer Reinraumanlage sowie umfassende gesetzlich vorgeschriebene mikrobiologische Untersuchungen der Gewebepräparate senken wir dabei das Infektionsrisiko für den Transplantatempfänger auf ein Minimum“, erläuterte der Transplantationsmediziner.

Aufgrund der hohen Transplantatzahlen sind bereits jetzt neue Personaleinstellungen sowie eine Erweiterung der Räumlichkeiten geplant. So werden derzeit neue Büros im Biomedizinischen Forschungszentrum Rostock (BMFZ) bezogen sowie weitere Mitarbeiter in der Herstellung gesucht.

Eine Augenhornhauttransplantation ist insbesondere bei der Fuchs’schen Endotheldystrophie ein bewährter und etablierter Eingriff. Bei der erblichen Augenerkrankung, die von dem österreichischen Augenarzt Ernst Fuchs im vorigen Jahrhundert entdeckt wurde, kommt es zu einem Zellschaden in der Innenschicht der Hornhaut, die dann das Augenwasser aus der Hornhaut nicht mehr richtig abführen kann, um die Hornhaut klar zu halten. Oftmals hilft in diesem Fall nur eine neue Augenhornhaut, um das Erblinden zu verhindern. Die Hornhauttransplantation ist die älteste und am häufigsten durchgeführte Transplantation in der Medizin.

Enge Kooperation mit der Gesellschaft für Transplantationsmedizin

Basis für die verbesserte Versorgung der Patienten mit Hornhauttransplantaten ist die enge Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Transplantationsmedizin, die durch Kooperationen mit Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen die Versorgung mit humanem Gewebe sicherstellt. „Aufgrund des wachsenden Netzwerkes an Kliniken, die mit uns kooperieren, können wir erheblich zur Verbesserung der Versorgungslage beitragen“, erklärte der Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft für Transplantationsmedizin MV (GTM-V), Dr. Axel Manecke. Im Netzwerk der Gewebespende arbeitet die GTM-V inzwischen mit 20 Krankenhäusern zusammen.

Die Transplantationsmediziner appellieren an alle Familien, eine klare Entscheidung zur Organ- und Gewebespende zu treffen. „Egal ob dafür oder dagegen, jede klare Entscheidung erleichtert den Angehörigen, den Mitarbeitern in den Kliniken und uns die Arbeit“, unterstrich Manecke.

Quelle:
GBM-V – Gewebebank Mecklenburg-Vorpommern gGmbH
GTM-V – Gesellschaft für Transplantationsmedizin Mecklenburg-Vorpommern gGmbH
http://www.gbm-v.de
http://www.gtm-v.de
http://www.facebook.com/Gesellschaftfuertransplantationsmedizin

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