Weißbuch der DOG: Anstieg der Patientenzahlen bis 2030 um mehr als ein Drittel

Auf jeden ambulanten Augenarzt entfallen durchschnittlich 5.459 Patientenkontakte im Jahr – das sind über 60 Prozent mehr als der Durchschnitt aller ambulanten Vertragsärzte. Obwohl die Augenärzte damit bereits an der Belastungsgrenze arbeiten, wird der ophthalmologische Behandlungsbedarf aufgrund der Altersstruktur der Gesellschaft bis zum Jahr 2030 um 35 Prozent ansteigen. Das geht aus dem neuen Weißbuch der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) hervor, das erstmals die augenärztliche Versorgungssituation in Deutschland für die Jahre 2010 und 2030 untersucht hat und anlässlich der DOG 2012 von Prof. Dr. Norbert Pfeiffer und Dr. Christian Wolfram (Universitäts-Augenklinik Mainz) vorgestellt wurde.

Demnach suchte jeder fünfte Bundesbürger im Jahr 2010 einen Augenarzt auf. Obwohl die augenärztlichen Fälle 5,4 Prozent aller Behandlungsfälle ausmachen, beanspruchen sie nur 0,9 Prozent der Gesundheitsausgaben – das entspricht 32 Euro Behandlungskosten pro Bundesbürger. Hinzu kommen weitere 6,50 Euro für Augenmedikamente. „Damit ist die Augenheilkunde einer der am meisten frequentierten Fachbereiche der Medizin und zugleich ein eher geringer Kostenfaktor im Gesundheitswesen – also ein günstiges Fach“, erklärt Studienautor Wolfram. Zum Vergleich: Für Optiker gaben die Deutschen 2010 im Schnitt 59 Euro aus.

Zugleich hat in den vergangenen zehn Jahren eine starke Leistungsverdichtung in der Augenheilkunde stattgefunden. Zwischen 2000 und 2010 schrumpfte der Anteil der Einzel-Praxen um 25 Prozent, die stationären Bettenkapazitäten um dreißig Prozent. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Augenoperationen in Kliniken allein zwischen 2005 und 2010 um zwanzig Prozent. Auf jeden ambulanten Augenarzt entfallen heute 5459 Patientenkontakte im Jahr, das sind 60,7 Prozent mehr als der Durchschnitt aller ambulanten Vertragsärzte. „Die Augenärzte arbeiten am Limit“, erklärt Wolfram im Vorfeld des 110. DOG-Kongresses. Dies spiegele sich auch in einer Umfrage unter den Augenärzten in Deutschland wider. „Fast sechzig Prozent der Augenärzte sind mit ihrer beruflichen Tätigkeit insgesamt zufrieden. Jedoch überwiegt Unzufriedenheit bei der Bewertung der aufgewendeten Arbeitszeit“, berichtet Wolfram.

Da sich viele Augenerkrankungen besonders im höheren Alter einstellen, ist die Ophthalmologie stärker als andere medizinische Fächer vom demografischen Wandel betroffen. Jeder zweite 70- bis 80-Jährige suchte im Jahr 2010 einen Augenarzt auf. Während die Quote der Patienten mit 60 und mehr Lebensjahren in der ambulanten augenärztlichen Versorgung 1997 noch 42,8 Prozent betrug, waren es 2010 bereits 56,7 Prozent. „Bis zum Jahr 2030 wird der Bedarf für über 60-Jährige um 35,8 Prozent anwachsen“, stellt Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz, fest. „Wir gehen von mindestens 7,7 Millionen zusätzlichen Behandlungsfällen für diese Altersgruppe aus. Das ist ohne eine Aufstockung der gegenwärtigen Ressourcen nicht zu bewältigen.“

Das von der DOG initiierte „Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland“ basiert auf Daten zur medizinischen Versorgungssituation, Literaturrecherchen, Expertenbefragungen und einer Online-Umfrage unter Augenärzten in Deutschland mit über 1300 Teilnehmern.

Quelle:
http://www.dog.org

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