Suche nach neuen Arzneistoffen gegen Bilharziose

In tropischen Ländern spielen infektiöse Ursachen wie die Bilharziose eine große Rolle als Ursache einer Erblindung. Mit 3,3 Millionen Euro fördert die Europäische Union nun im Rahmen des Programms „FP7-Health-2009“ das Forschungsprojekt „Schistosoma Epigenetics – Targets, Regulation, New Drugs“ (SEtTReND).

Parasitologen, Strukturbiologen und Wirkstoffforscher aus drei europäischen Staaten und aus Brasilien entwickeln gemeinsam neue Arzneistoffe für die Therapie der Tropenkrankheit Bilharziose, die durch den Pärchenegel (Schistosoma) hervorgerufen wird. Die Larven entwickeln sich in Schnecken als Zwischenwirten. In warmen Gewässern werden die Schistosomalarven freigesetzt. Bei Kontakt mit dem Menschen dringen die Larven in die Haut ein und wandern über Lymph- und Blutgefäße in die Leber, wo sie sich weiterentwickeln und verbreiten. Weltweit sind mehr als 200 Millionen Menschen mit dem Parasiten infiziert, was zu 280.000 Todesfällen jährlich führt.

Das Projekt SEtTReND will die epigenetischen Vorgänge im Pärchenegel aufklären und selektive Wirkstoffe finden, die als neue Medikamente gegen die Bilharziose geeignet wären. Über die nächsten drei Jahre wird die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Manfred Jung aus den EU-Mitteln mit 350.000 Euro unterstützt. Sie beschäftigt sich insbesondere mit der Synthese neuer Wirkstoffe und der Entwicklung von neuen Testmethoden für die Aktivität von epigenetisch relevanten Enzymen der Schistosomen.

Insgesamt sind sieben universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Industrieunternehmen neben dem koordinierenden Institut Louis Pasteur in Lille (Frankreich) an dem Vorhaben beteiligt, darunter auch die Gruppe von Prof. Dr. Manfred Jung vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Freiburg. Epigenetik beschäftigt sich mit den Vorgängen, die regulieren, wie aus dem genetischen Code nur bestimmte Informationen abgelesen werden. Jede Zelle eines Organismus enthält zwar die komplette genetische Information in Form der DNA, jedoch werden, je nach Funktion einer bestimmten Zelle, nur bestimmte Informationen abgerufen. Die Epigenetik sorgt dafür, dass bei der Zellteilung diese Beschränkung erhalten bleibt. So entstehen zum Beispiel aus einer Muskelzelle wieder neue Muskelzellen und keine Nervenzellen. Durch eine selektive Hemmung der epigenetischen Vorgänge im Krankheitserreger selbst könnte man nur diesen bekämpfen, ohne den menschlichen Wirt zu schädigen.

http://settrend.cebio.org.

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