Rotes Auge? Genau hinschauen – gezielt behandeln

Augentropfen, die Antibiotika, Kortison oder eine Kombination aus beidem enthalten, sind hochwirksame Medikamente, die Entzündungen der Augenoberfläche heilen können. Allerdings ist eine gründliche augenärztliche Untersuchung Voraussetzung, um zu klären, was die Ursache der Beschwerden ist. Denn wenn beispielsweise ein Virus die Entzündung auslöst, können Antibiotika und Kortison nichts ausrichten, sie können sogar schaden, warnt der Berufsverband der Augenärzte (BVA) und rät dazu, Antibiotika und Kortison nur nach Rat des Augenarztes einzusetzen.

Das Auge ist mal wieder rot? Da ist die Versuchung groß, zu den Augentropfen zu greifen, die von einer früheren Erkrankung noch im Arzneischrank stehen und die damals so gut geholfen haben. Doch diese Taktik, so bequem sie auch sein mag, kann fatale Folgen haben, so der BVA. Denn die möglichen Ursachen eines „roten Auges“ sind vielfältig: Ein Fremdkörper kann ins Auge geraten sein, die Hornhaut kann verletzt worden sein, Viren – beispielsweise Herpes simplex – oder Bakterien können die Augenoberfläche infiziert haben. Die Behandlung muss sich gezielt gegen die jeweilige Ursache wenden.

Antibiotika werden zu oft eingesetzt

Schätzungen zufolge werden in Deutschland pro Jahr 250 bis 300 Tonnen Antibiotika verbraucht, rund 85 Prozent davon im ambulanten Bereich. „Häufig werden antibiotikahaltige Augentropfen auch ohne eingehende augenärztliche Untersuchung verschrieben“, kritisiert Prof. Dr. med. Bernd Bertram, 1. Vorsitzender des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA). Doch der sorglose Umgang mit diesen Medikamenten schafft Probleme: „Jede überflüssige Antibiotika-Therapie begünstigt die Entwicklung von Resistenzen“, so Prof. Bertram: Es entwickeln sich immer mehr Bakterienstämme, denen die Wirkstoffe nichts mehr anhaben können. Eine wertvolle Waffe der Medizin wird so stumpf. Werden Antibiotika ins Auge getropft, obwohl ein Fremdkörper oder ein Virus die Entzündung verursacht hat, dann verfehlen sie ihre heilende Wirkung. Prof. Bertram fordert, Antibiotika wirklich nur dann einzusetzen, wenn eindeutig eine bakterielle Infektion vorliegt. Und dann heißt es „klotzen, nicht kleckern“: Die Behandlung erfolgt über mehrere Tage lang intensiv, um auch den hartnäckigen Krankheitserregern keine Chance zu lassen.

Kortison mit Umsicht anwenden

Kortisonhaltige Augentropfen können bei bestimmten Krankheiten wie der Iridozyklitis – einer Entzündung der Iris und des Ziliarkörpers – unverzichtbar sein, macht Prof. Bertram klar. Doch wenn Augenärzte Kortison verordnen, dann kontrollieren sie stets, ob Nebenwirkungen auftreten: Der Augeninnendruck kann ansteigen, so dass ein Glaukom (Grüner Star) entstehen kann. Bei manchen Patienten kann sich auch innerhalb erstaunlich kurzer Zeit eine bestimmte Form der Linsentrübung (Katarakt) entwickeln. Außerdem wird die körpereigene Abwehr durch Kortison abgeschwächt. Bei einer Infektion mit Bakterien, Herpes-Viren oder Pilzen kann das gefährlich werden: „In diesen Fällen kann die Krankheit durch Kortison sogar noch schlimmer werden, weil das Kortison die körpereigene Abwehr gegen die Keime reduziert“, erläutert der Augenarzt.

„Augentropfen mit Antibiotika oder Kortison“, so das Fazit des BVA-Vorsitzenden, „sind wertvolle Medikamente, doch ihr Einsatz gehört in die Hand des erfahrenen Augenarztes.“

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