Rolle der Autophagie beim Glaukom entschlüsseln

Prof. Christian Behl, Direktor des Instituts für Pathobiochemie der Universitätsmedizin Mainz, ist an einer globalen Forschungskooperation beteiligt, deren Ziel es ist, den Sehverlust durch eine Glaukomerkrankung zu bekämpfen. Als einer der international führenden Experten für Autophagie und Neurodegeneration arbeitet er dazu mit Dr. Katharina Bell, Augenärztin und Klinische Leiterin Ophthalmologie am NHMRC Clinical Trials Centre der Universität Sydney, zusammen. Die neue deutsch-australische Zusammenarbeit ist Teil des „Snow Vision Accelerator“-Netzwerks, ein mit 27,9 Millionen Euro ausgestattetes internationales Forschungsprogramm unter Leitung von Prof. Jonathan Crowston von der Universität Sydney, welches durch die „Snow Medical Research Foundation“ aus Sydney finanziert wird. Ziel des Programms ist es, die Behandlung des Glaukoms durch modernste molekularbiologische, genetische und translationale Forschung zu revolutionieren, mit dem Ziel, die Grundlagen für neue klinisch einsetzbare Medikamente zu erforschen.

Behl und das Team um Bell wollen gemeinsam die Rolle der Autophagie und hier insbesondere der Mitophagie bei schwerwiegenden Glaukomerkrankungen untersuchen. In den kommenden fünf Jahren erhalten sie dafür rund 1,3 Millionen Euro aus den Mitteln des Snow Vision Accelerator-Netzwerks. „Die Autophagie ist ein Rettungsversuch der Zelle, wenn etwa ein Nährstoffmangel vorherrscht oder andere Stressoren auf die Zelle einwirken“, erläutert Christian Behl. „Dann kann die Zelle innerhalb ihrer Umgrenzung defekte Proteine oder andere Zellbestandteile wie zum Beispiel beschädigte Mitochondrien abbauen und aus diesem Prozess wiederum Bausteine zur Energiegewinnung oder zum Aufbau neuer Zellkomponenten recyclen, um ihre Funktion zu erhalten.“ Obwohl die Autophagie damit eine Stressreaktion ist, spielt sie tagtäglich zu jeder Sekunde eine große Rolle in jeder Körperzelle, weil sie im Sinne einer Qualitätskontrolle die Aktivität der Funktionsträger (Proteine) und damit die Funktion der Zelle sicherstellt. „Allerdings wird einerseits ein ‚Zuviel‘ an Autophagie mit sehr vielen Krebsarten in Verbindung gebracht, andererseits ein ‚Zuwenig‘ mit der Dysfunktion und dem Absterben von Nervenzellen, wie wir dies im Sehnerv von Glaukom-Patientinnen und -patienten beobachten.“ Ziel ist es daher, neue therapeutische Ansätze zur Erhaltung und zum Schutz des Sehnervs zu identifizieren, die auf einer gezielten Steuerung der Mitophagie beruhen könnten.

Quelle: Institut für Pathobiochemie

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