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Neue Leitlinie zur Optikusneuritis

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) haben unter Mitwirkung der Deutschen Neurologischen Gesellschaft das aktuell verfügbare Wissen zu Diagnostik und Therapie der Optikusneuritis in einer Leitlinie zusammengefasst, die auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF, http://www.awmf.org) veröffentlicht wird. Darauf wies Dr. Flemming Beisse von der Univ.-Augenklinik Heidelberg anlässlich der Augenärztlichen Akademie Deutschland (AAD) hin.

Eine Entzündung des Sehnerven (Optikusneuritis) betrifft vor allem junge Erwachsene, und häufig ist sie das erste Anzeichen für eine Multiple Sklerose (MS). Innerhalb von Stunden oder Tagen verschlechtert sich auf einem Auge das Sehen, der Patient sieht wie durch einen Nebel. Wenn er dann einen Augenarzt aufsucht, ergibt sich eine für dieses Krankheitsbild charakteristische Konstellation: „Patient sieht nichts, Arzt sieht nichts“. Denn bei der Untersuchung mit dem Augenspiegel sieht das Auge vollkommen gesund aus. Erst eine gründliche Anamnese und weitere Untersuchungen bringen Sicherheit: Der Sehnerv ist entzündet.
In westlichen Ländern sind pro Jahr 4 von 100.000 Menschen davon betroffen. Nicht selten ist die Optikusneuritis das erste Anzeichen für die Multiple Sklerose (MS), eine Krankheit, bei der das körpereigene Immunsystem das Myelin angreift, das die Nervenfasern elektrisch isoliert. Nach der Diagnose „Optikusneuritis“ werden die Patienten daher in der Regel gemeinsam mit Neurologen, Hausärzten und gegebenenfalls weiteren Fachärzten betreut.

Die Entzündung geht meist nach einigen Wochen auch ohne Behandlung zurück und die Sehfunktion bessert sich. Doch der Sehnerv bleibt in Teilen geschädigt. Die Behandlung hat einerseits zum Ziel, die Entzündung in der akuten Phase rasch und wirksam zu hemmen, andererseits soll langfristig ein Wiederaufflammen verhindert werden. In der akuten Phase kann eine kurze, hochdosierte Behandlung mit Glukokortikosteroiden sinnvoll sein. Tritt die Entzündung des Sehnerven im Zusammenhang mit einer MS oder einer anderen Autoimmunkrankheit auf, wird meist eine Basistherapie eingeleitet, die die Grunderkrankung behandelt und zugleich ein Wiederaufflammen der Sehnervenentzündung verhindern soll.

Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt sind sinnvoll, um zu klären, wie sich das Sehvermögen verändert. Spätestens nach 14 Tagen sollte die erste Kontrolle erfolgen, um die Behandlung bei Bedarf noch anpassen zu können.
Die Aussichten für Patienten mit einer typischen Optikusneuritis sind im Hinblick auf das Sehvermögen gut. Zehn Jahre nach der Erkrankung haben 74 Prozent der Patienten eine Sehschärfe von 1,0 oder besser; bei 18 Prozent von ihnen liegt sie zwischen 0,5 und 0,8. Eine gewisse Schwäche beim Farb- und Kontrastempfinden bleibt in nahezu jedem Fall dauerhaft bestehen. Bei der selteneren atypischen Optikusneuritis sind die Aussichten für die Patienten, das Sehvermögen zu erhalten, geringer.

Quelle:
AAD Pressekonferenz Düsseldorf, 13. März

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