Gießen: Neues Schwerpunktprogramm zu Gentherapien bei neuroretinaler Degeneration

An der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist es Prof. Dr. Dr. Knut Stieger (Koordinator und Sprecher) und Prof. Dr. Birgit Lorenz (Ko-Koordinatorin) gelungen, ein neues DFG-Schwerpunktprogramm (SPP) „Gen- und zellbasierte Therapien für die Behandlung neuroretinaler Degeneration“ einzuwerben. Wissenschaftler aus den Bereichen Ophthalmologie, molekulare Biologie, Gentherapie, Zelltherapie, Pharmakologie, Immunologie und Vektorologie werden künftig in einem interdisziplinären Verbund zusammenarbeiten.

Patienten mit der Diagnose „erbliche Netzhautdystrophie“ droht derzeit das schwere Schicksal der Erblindung aufgrund neuroretinaler Degeneration; der Verlust des Augenlichts erfolgt zum Teil bereits in jungen Jahren. Das neue Forschungsprojekt will erfolgversprechende Behandlungsmethoden erforschen und damit Menschen, die von der bislang unheilbaren Augenkrankheit betroffen sind, eine Perspektive geben.

Das JLU-Projekt ist eines von 17 neuen Schwerpunktprogrammen, das der Senat der DFG aus 66 Konzepten ausgewählt hat. Sie sind interdisziplinär ausgerichtet und zeichnen sich durch den Einsatz innovativer Methoden aus. Die nun angenommenen Programme beschreiben jeweils das Oberthema des Schwerpunktprogramms. In den kommenden Monaten werden die SPP einzeln von der DFG ausgeschrieben, die die daraufhin eingehenden Förderanträge in einem strengen Begutachtungsverfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität und ihren Beitrag zum jeweiligen Hauptthema prüfen wird. Für die 17 neuen SPP stehen in einer ersten Förderperiode laut DFG-Pressemitteilung in den kommenden drei Jahren insgesamt rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. In der Regel werden die Schwerpunktprogramme für eine Dauer von sechs Jahren gefördert. Derzeit sind damit insgesamt 97 SPP in der Förderung. Die 17 neuen Initiativen werden ihre Arbeit 2018 aufnehmen.

SPP 2127

Das Schwerpunktprogramm SPP 2127 „Gen- und zellbasierte Therapien zur Behandlung von neuroretinaler Degeneration“ umfasst ein Konsortium von 25 Gruppen aus Deutschland, die in den nächsten drei Jahren mit etwa acht Millionen Euro – mit Aussicht auf weitere drei Jahre mit ähnlicher Förderung – auf diesem hochaktuellen Forschungsgebiet Therapien für bisher nicht behandelbare erbliche Netzhauterkrankungen entwickeln und parallel klinische Untersuchungsmethoden etablieren, mit denen die Sehfunktion in bisher nicht gekannter Detailliertheit gemessen werden kann.

Die beteiligten Wissenschaftler sind international führend auf diesem Gebiet und haben im Rahmen dieses von der DFG geförderten Programms die Möglichkeit, in enger Kooperation die bisherigen Errungenschaften in der Therapieentwicklung gemeinsam und effektiv weiter voranzutreiben. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Verknüpfung von grundlagenbasierten und klinischen Projekten gelegt, sodass Experten aus beiden Gebieten sich gegenseitig unterstützen und die jeweilige Expertise weitergeben können. Ein weiterer Schwerpunkt des Programms liegt in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Prof. Stieger und Prof. Lorenz arbeiten seit fast zehn Jahren gemeinsam in Gießen an der Entwicklung neuer Therapieformen für erbliche Netzhauterkrankungen sowie an neuen diagnostischen Methoden, um die in klinischen Studien auftretenden therapeutischen Effekte möglichst genau morphologisch und funktionell darstellen zu können. Dabei werden neueste Methoden der Gentherapie sowie der Genomeditierung genutzt, die vielversprechende Ansätze in der zukünftigen Behandlung von erblichen Krankheiten darstellen. Diese Fokussierung auf neueste therapeutische und diagnostische Methoden war der Grundstein für die erfolgreiche Antragstellung dieses Schwerpunktprogramms, das einen wichtigen Impuls für die therapeutische Netzhautforschung in Deutschland für die nächsten bis zu sechs Jahren bedeutet.

Sprecher des Schwerpunktprogramms SPP 2127 ist Prof. Dr. Dr. Knut Stieger, der für seine Forschungen im Jahr 2012 bereits einen ERC Starting Grant (EU-Exzellenz-Förderlinie) für die JLU eingeworben hatte. Stieger wurde in Leipzig zum Doktor der Veterinärmedizin promoviert; 2007 folgte eine weitere Promotion in Molekularbiologie an der Universität Nantes. Der Wissenschaftler forscht seit 2007 an der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde in Gießen und leitet dort die Arbeitsgruppe „Experimentelle Ophthalmologie“.

Prof. Dr. Birgit Lorenz ist Ko-Koordinatorin des SPP 2127. Die Gießener Augenspezialistin hat seit 2007 die Professur für Augenheilkunde mit dem Schwerpunkt Strabologie und Neuro-Ophthalmologie am Fachbereich 11 – Medizin der JLU inne und ist Direktorin der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Giessen und Marburg GmbH am Standort Gießen, sowie Leiterin der der Klinik angeschlossenen staatlich anerkannten Orthoptiklehranstalt.

Quelle:
Justus-Liebig-Universität Gießen
https://www.uni-giessen.de/fbz/fb11/institute/klinik/augenheilkunde

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