Depression in der Pupille sehen

Wissenschaftler des Max Planck Instituts für Psychiatrie (MPI) konnten erstmals die Verbindung zwischen einer Pupillenerweiterung als Reaktion auf eine zu erwartende Belohnung und dem Schweregrad der Depression der jeweiligen Testperson nachweisen. Je schwerer die Symptome waren, desto weniger weit öffneten sich die Pupillen. Daraus abgeleitet könne auch die Therapie mit Medikamenten individueller angepasst werden, so das MPI.

Studienteilnehmer im MPI absolvierten im Magnetzresonanztomographen (MRT) ein einfaches Spiel, bei dem sie einen kleinen Geldbetrag gewinnen konnten. Ein Anreiz, der bei Gesunden zur Erweiterung der Pupille führt. Dabei wurden die Pupillen der Studienteilnehmer vermessen: Mit einem speziellen Versuchsaufbau konnten sie 250 Bilder pro Sekunde aufnehmen.

Die Studie zeigt, dass die Aussicht auf eine Belohnung bei schwer depressiven Patienten nicht zur gleichen Verhaltensaktivierung führt wie bei Gesunden. Ihr Nervensystem kann sich selbst bei so einer positiven Erwartung weniger stark aktivieren. „Wir vermuten, dass dahinter ein physiologisches System steht, das die oft berichtete Antriebsstörung bei Patienten teilweise erklären kann“, sagt Studienleiter Victor Spoormaker.

Die Forscher am MPI gehen davon aus, dass psychiatrische Erkrankungen anders aufgeteilt werden sollten als in die bisherigen Diagnose-Gruppen. Maßgebend wären biologische Faktoren wie die Pupillenerweiterung, die klar messbar sind, nicht nur subjektive Einschätzungen der Betroffenen. Depressive Patienten, die mit ihren Pupillen weniger stark reagieren, würden eine eigene Untergruppe bilden. „Dann könnten wir diese Patienten medikamentös auch zielgerichteter behandeln“, so die Einschätzung von Spoormaker. Um diesen Ansatz zu verfeinern, bedarf es noch weiterer Forschung.

Brain Sciences: https://doi.org/10.3390/brainsci10120906

Quelle: MPI

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