BVA-Kontaktlinsenkongress: KL im Alltag und Sport
Augenärzte legen bei der Kontaktlinsenanpassung Wert auf Qualität und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen. Darauf weist das Ressort Kontaktlinsen des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA) hin. Dr. med. Dieter Schnell, Kontaktlinsen anpassender Augenarzt und Leiter des BVA-Ressorts Sportophthalmologie, erläutert beim Kontaktlinsenkongress des BVA in Wiesbaden am 2. und 3. Juni, weshalb formstabile Kontaktlinsen besser für das Auge sind. „Aus mehreren Gründen ist die formstabile Kontaktlinse die weitaus bessere Wahl, sowohl im Alltag, als auch beim Sport“, erklärt Dr. Schnell: „Formstabile Kontaktlinsen haben eine 10- bis 20-fach größere Tränenaustauschrate als flexible Kontaktlinsen. Das führe zu einer besseren Versorgung der Hornhautschichten mit Sauerstoff sowie Nährstoffen und zu einem optimalen Abtransport von Stoffwechselprodukten wie beispielsweise CO2 und Milchsäure.“ Die formstabile Linse bedecke des Weiteren wegen ihres geringen Durchmessers die Hornhaut nur teilweise, so dass immer noch ein Teil frei bleibt, der atmosphärischen Sauerstoff aufnehmen kann. Der kleine Durchmesser trage auch dazu bei, dass es kaum zur Irritation der für die Regeneration der obersten Zellschicht so wichtigen „limbalen Stammzellen“ kommt.
„Fatale Entwicklung“
Die formstabile Kontaktlinse sei – trotz einer mitunter etwas längeren Eingewöhnungszeit – aus medizinischer Sicht also die erste Wahl – sowohl im Alltag als auch im Sport (Ausnahmen gelten beim Wassersport und wenn Linsen nur sporadisch getragen werden). „Dessen ungeachtet streben weite Teile der Industrie eine quasi ,Hartlinsen-lose‘ Zukunft an“, kritisiert Dr. Schnell. „Manche Firmen haben alle Produkte aus ihrem Regal genommen, die auf Hartlinsen hinweisen, oder sind dabei, dies zu tun, eine unserer Meinung nach fatale Entwicklung, die vollkommen an der physiologischen Notwendigkeit vorbeigeht.“
Aktuelle Statistiken weisen darauf hin, dass ein Teil der deutschen Kontaktlinsenanpasser dem Trend zu Billigkontaktlinsen folgt, konstatiert der BVA. Das Ressort Kontaktlinsen des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands und mit ihm viele augenärztliche Kontaktlinsenanpasser lehnten diese Ausrichtung ab. Langzeitstatistiken deuteten darauf hin, dass die Träger formstabiler (früher „harter“) Kontaktlinsen erheblich länger Linsen tragen, als Träger flexibler (weicher) Linsen. Hinzu komme, dass die vom Ressort Kontaktlinsen, speziell Frau Dr. med. Dorothea Kuhn, gesammelten Daten zu Kontaktlinsen-Komplikationen eindeutig belegten, dass wenig Sauerstoff-durchlässige flexible Linsen ein fünf- bis sechsfach größeres Gefahrenmoment für die Augen darstellen können als höher Sauerstoff-durchlässige (formstabile und flexible). Über die Verträglichkeit flexibler (weicher) Linsen auf Dauer entscheide auch die fachgerechte Anpassung sowie die optimale Reinigung und Desinfektion durch den Träger.
Probleme mit weichen Kontaktlinsen beim Sport
Gerade im Sport, wo Kontaktlinsen besonders wichtig sind, gibt es mit flexiblen Linsen, auch mit höher gasdurchlässigen, erheblich mehr Probleme und Komplikationen als mit formstabilen, weiß Dr. Schnell: „Beim intensiven Sporttreiben können ein Sauerstoff-Defizit in den roten Blutkörperchen und ein Glukosemangel im Blut auch zu einer verminderten Energieversorgung der Hornhaut führen.“ Wenn der Nachschub an wichtigen Stoffwechselkomponenten fehlt, trübt sich die Hornhaut ein, „und zwar vor allem unter weichen wenig Sauerstoff-durchlässigen Linsen“, betont Dr. Schnell.
Sein Fazit: „Augenärzte bieten optimale Qualität bei der Anpassung von Kontaktlinsen. Diese Qualität darf und muss etwas kosten. Die Kontaktlinsenträger profitieren langfristig davon – ganz gleich, ob sie Kontaktlinsen beim Sport oder auch darüber hinaus im Alltag tragen.“
Quelle:
BVA-Ressort Kontaktlinsen