Augenhornhautspende widersetzt sich negativem Trend in der Organspende
Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) hat im vergangenen Jahr 3.754 Gewebetransplantate an Patienten vermittelt. Insgesamt haben 1.794 Menschen im gemeinnützigen Netzwerk der DGFG Gewebe gespendet. Die Zahl derjenigen, die nach ihrem Tod anderen Menschen mit einer Gewebespende geholfen haben, ist damit um rund 13 Prozent gestiegen, teilt die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) mit.
„Die Gewebespende und insbesondere die Augenhornhautspende hat sich in vielen Kliniken in Deutschland etabliert“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). Mehr als 2.300 Hornhauttransplantate konnten im Jahr 2012 nach Informationen der DGFG an Patienten vermittelt werden. Damit setzt sich der steigende Trend der vergangenen Jahre weiter fort. Gespendet wurden 3.477Augenhornhäute, 335 Herzklappen und Blutgefäße, 1.403 Amnionmembranpräparate, die aus der Eihaut der mütterlichen Fruchtblase gewonnen werden, sowie 482 Knochen, Sehnen und Bindegewebspräparate. Insgesamt wurden 3.754 Gewebe zur Transplantation an Patienten vermittelt. Dies waren 19,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Hornhäute, Herzklappen und Blutgefäße stehen im Fokus
Der Einbruch in der Organspende ist aber auch an der Gewebespende nicht spurlos vorüber gegangen. „Bei der Spende von Herzklappen und Blutgefäßen sind wir auf die Organspende angewiesen“, sagt Börgel. „Sinkt die Zahl der Organspenden, stehen auch weniger Herzklappen und Blutgefäße zur Verfügung.“ Nur wenn ein Herz nicht zur Transplantation geeignet ist, kann es für die Spende der Herzklappen verwendet werden. Voraussetzung ist die Einwilligung des Spenders bzw. seiner nächsten Angehörigen. „Die Spende von Hornhäuten sowie von Herzklappen und Blutgefäßen steht bei uns seit Jahren im Vordergrund“, sagt Börgel. Die Anzahl von Knochen-, Sehnen- und Bindegewebsspenden sei daher rückläufig. Eine Gewebespende ist im Gegensatz zur Organspende nicht an die Feststellung des Hirntods gebunden. Deshalb sind ein Großteil der in Deutschland verstorbenen Menschen potentielle Augenhornhautspender. Selbst Krebserkrankungen stellen in vielen Fällen keinen Ausschlussgrund dar. Mehr als 50 Krankenhäuser und Universitätsklinika unterstützen die Gewebespende im Netzwerk der DGFG durch die Meldung potentieller Gewebespender. Koordinatoren der DGFG betreuen die Gewebespende in den Kliniken vor Ort, führen Gespräche mit Angehörigen und organisieren die Entnahme und den Transport der Gewebepräparate in die Gewebebanken. Augenhornhäute, Herzklappen und Blutgefäße werden im Gegensatz zu Organen nicht sofort transplantiert, sondern zuvor in Gewebebanken aufbereitet.
Hornhautverpflanzungen sind die älteste und häufigste Transplantation
Insgesamt werden pro Jahr etwa 6.000 Hornhäute in Deutschland verpflanzt. Fast 40 Prozent davon stammen von der DGFG. Die Verbesserung der Arbeitstechniken in den Hornhautbanken im Netzwerk der DGFG führte dazu, dass mehr Hornhäute zur Transplantation gebracht werden konnten. So ist die Zahl der transplantierten Hornhäute stärker gestiegen ist als die Anzahl der gespendeten Hornhäute. Die mehr als 120 transplantierenden Zentren im Netzwerk der DGFG können die Operationen durch die zentrale Vermittlung optimal planen und die Bedürfnisse der Patienten berücksichtigen. 2012 wurden 2.369 Augenhornhäute zur Transplantation abgegeben. Das sind 17,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Gewebe unterliegen wie Organe dem Handelsverbot
Die Spende und Vermittlung von Geweben unterliegt dem Handelsverbot. Diese Rechtssicherheit besteht seit 2007 mit dem Inkrafttreten des Gewebegesetzes. Eine zentrale Vermittlungsstelle sowie eine bundesweite Warteliste sind im Gegensatz zur Organspende im Transplantationsgesetz jedoch nicht vorgesehen. Die DGFG hat in Anlehnung an das TPG eigene Verteilungskriterien festgelegt, die sich an Dringlichkeit, Erfolgsaussicht und Chancengleichheit orientieren. Jedes Transplantationszentrum kann seine Patienten bei der DGFG zur Transplantation anmelden. Wie im Jahr zuvor erhielt auch 2012 rund ein Drittel der auf der Warteliste der DGFG gelisteten Patienten innerhalb eines Monats ein Augenhornhauttransplantat. „Haben wir eine bestimmte Anzahl von Patienten, die die gleichen Kriterien bezüglich Dringlichkeit und Erfolgsaussicht aufweisen, entscheidet letztlich die dokumentierte Wartezeit für die Zuteilung“, sagt Dr. med. Frank-Peter Nitschke, Medizinischer Leiter der Vermittlungsstelle der DGFG. Er rät zudem, die Einstellung zum Thema Organ- und Gewebespende zu Lebzeiten im engen Familienkreis zu besprechen. Auch ein Organ- und Gewebespendeausweis könne den Willen dokumentieren.
Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland unterstützt. Sie stellt seit 2007 ein Netzwerk zahlreicher deutscher Kliniken, Gewebebanken und transplantierender Einrichtungen dar, die ausschließlich im Bereich der nicht-kommerziellen Gewebespende tätig sind. Es ist das größte deutsche Netzwerk seiner Art auf dem Gebiet der Gewebemedizin. Die DGFG koordiniert gemeinsam mit den kooperierenden Kliniken unter Berücksichtigung der lokalen Strukturen die Gewebespende vor Ort.
(Alle Angaben zu den Jahreszahlen 2012 sind vorläufig.)
Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH