Appell für „Bollwerk gegen Pflegebedürftigkeit im Alter“

Einen Tag nach dem Start des neuen Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) appellierten Deutschlands Altersmediziner, jetzt vor allem Maßnahmen gegen Pflegebedürftigkeit und Unterstützung der Selbstständigkeit älterer Menschen in den Fokus zu rücken. „Angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung und prognostizierten 6,8 Millionen pflegebedürftigen Menschen im Jahr 2050 ist es unerlässlich, direkt ein Konzept umfassend gestalteter Präventionsmaßnahmen auszurollen“, so Prof. Markus Gosch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie am Klinikum Nürnberg.

Entsprechend begrüßten es die Geriater sehr, jetzt in Deutschland ein Bundesinstitut an ihrer Seite zu wissen, das den Auftrag zu erfüllen habe, eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Umsetzung von Präventionsstrategien einzunehmen. „Sich auf Primärprävention und Healthy Aging zu beschränken, wird aber bei weitem nicht ausreichen“, so der DGG-Präsident. „Es braucht ein Bollwerk gegen Pflegebedürftigkeit!“

„Prävention muss ganzheitlich gedacht werden und auch Sekundär- und Tertiärprävention umfassen“, betont auch Vizepräsident Prof. Michael Denkinger, Chefarzt an der Agaplesion Bethesda Klinik in Ulm. „Gerade nach einem einschneidenden gesundheitlichen Ereignis gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die häusliche Versorgung durch gezielte Maßnahmen aufrechtzuerhalten und Pflegebedürftigkeit zu verhindern.“ So könne die Geriatrie als medizinische Disziplin bereits als ein solches „Bollwerk gegen Pflegebedürftigkeit“ verstanden werden und wirken, wenn eine medikamentöse Primärprävention nicht mehr die entscheidende Rolle spiele.

Die erst kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Publikation „Geriatrie als aktiv handelndes Fach“ zeigt bereits auf, wie durch ein umfassendes geriatrisches Assessment eine ganzheitliche Versorgung älterer Menschen ermöglicht wie auch strukturiert überwacht werden kann. Um diese Möglichkeiten zukünftig ausschöpfen zu können, muss die Geriatrie allerdings stärker in präventive, rehabilitative und akute Versorgungseinheiten integriert werden, die zusammen mit den Primärversorgern zum Beispiel in ambulanten Geriatrischen Zentren agieren, oder auch in Tageskliniken oder ambulante und mobile Unterstützungsangebote.

Quelle: DGG

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