Verkaufsstopp von Avastin an Augenärzte in den USA

Die US-Firma Genentech hat den Augenärzten des Landes in einem Brief mitgeteilt, dass sie ab Dezember nicht mehr das Medikament Avastin erhalten können, das zur AMD-Behandlung eingesetzt wird. Der Hersteller Genentech möchte, dass die Ophthalmologen auf Lucentis ausweichen, das ebenfalls von Genentech entwickelt wurde.

Lucentis wurde von der Roche-Tocher Genentech speziell zur Behandlung des feuchten AMD entwickelt und ist seit dem letzten Jahr in den USA und seit Anfang des Jahres auch in Deutschland (Vertrieb Novartis) zur AMD-Behandlung zugelassen. Der Wirkstoff Ranibizumab ist eng mit dem Wirkstoff von Avastin, Bevacizumab, verwandt. Beide sind Inhibitoren des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors A (VEGF-A). Ein wesentlicher Unterschied besteht im Preis. Lucentis kostet in Deutschland pro Injektion rund 1.500 Euro, während die gleiche Menge Avastin, die zur Behandlung von Darmkrebs zugelassen ist, für etwa 50 Euro erhältlich ist. Da die Dosis für das Kolorektalkarzinom sehr viel höher ist, muss der Klinikapotheker Avastin portionieren. Genentech weist in seinem Schreiben auf das mögliche Risiko einer bakteriellen Kontamination hin. Tatsächlich war Ende letzten Jahres eine „compounding pharmacy“ von der FDA verwarnt worden.

Auch nach der Einführung von Lucentis nutzten viele US-Ophthalmologen die Möglichkeit zur Kostenersparnis, auch unter Berücksichtigung der Patienten, die vielfach die Kosten für die Medikamente aus eigener Tasche zahlen müssen. Der Hersteller versucht dies jetzt zu unterbinden, indem er die „compounding pharmacies“, die die Portionierung vornehmen, boykottiert. Diese sollen mit Wirkung ab 30. November kein Avastin mehr erhalten. Da die Onkologen, die Avastin einsetzen, die Medikamente direkt von den Großhändlern erhalten, könnte dieser Mechanismus greifen. Entsprechend groß ist die Empörung unter den Ophthalmologen – aber auch bei der Alterskasse Medicare, auf die nach Einschätzung von Beobachtern mehrere hundert Millionen Dollar Mehrkosten zukommen.

Es ist jedoch bisher keine größere randomisierte kontrollierte Studie in der Indikation AMD durchgeführt worden. Der Hersteller hat dies auch öffentlich abgelehnt. Inzwischen hat das US-National Eye Institute angekündigt, eine Vergleichsstudie zu den beiden Medikamenten durchzuführen. Eine solche Studie hat die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im September auch für Deutschland eingefordert. Finanziert werden könnte sie von den Krankenkassen oder aus Mitteln des Gesundheitsministeriums, heißt es seitens der DOG.

Brief des Herstellers:
http://www.gene.com/gene/features/avastin/letter-to-physicians.jsp

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