Haarige Angelegenheit: Ophthalmia nodosa
Dass Liebhaber exotischer Haustiere bei der Fütterung ihrer Vogelspinnen besser eine Schutzbrille aufsetzen sollten, ist die Empfehlung britischer Ophthalmologen im Lancet (2010; 375: 92), die sich aus einem kuriosen Fallbericht ableitet, berichtet das Ärzteblatt online.
So habe sich am St. James’ University Hospital in Leeds ein 29-jähriger Mann vorgestellt, der seit drei Wochen an einem geröteten, tränenden und lichtempfindlichen rechten Auge litt. Wegen des Verdachts auf eine bakterielle Konjunktivitis war er mit einem topischen Antibiotikum behandelt worden, was die Symptome jedoch nicht beseitigt habe.
Bei der Untersuchung mit der Spaltlampe hätten die Augenärzte neben einer diffusen konjunktivalen Entzündungsreaktion, die an eine typische Virusinfektion denken ließ, multiple subepitheliale Infiltrate in der Konjunktiva entdeckt. Erst unter starker Vergrößerung zeigte sich im Zentrum jeweils eine winzig kleine haarähnliche Struktur. Der Patienten habe sich daraufhin an eine Begebenheit, unmittelbar vor dem Ausbruch der Symptome, erinnert: Beim Reinigen des gläsernen Terrarium seines Haustieres, einer Roten Chile-Vogelspinne (Grammostola rosea), sei er dem Tier zu nahe gekommen. Die Tarantel hätte daraufhin einen „einen Nebel von Haaren“ abgeschossen und ihn in Gesicht und Auge getroffen.
Die Augenärzte diagnostizierten eine Ophthalmia nodosa, wie die entzündliche Reaktion des Auges auf Insektenhaare oder pflanzliches Material genannt wird. Die Tarantelhaare sind mit kleinen Widerhaken besetzt, die es nahezu unmöglich machen, sie aus dem Gewebe zu entfernen. Stattdessen arbeiten sie sich mit der Zeit in die Tiefe. Bei dem Patienten waren einigen Haare durch die Cornea bis an die Grenze zur vorderen Augenkammer vorgedrungen. Es kam deshalb später zeitweise zu Glaskörpertrübungen.
Die Behandlung bestand in der täglichen Applikation von steroidhaltigen Augentropfen, unter denen es nach etwa einem halben Jahr zu einer Besserung gekommen sei. Wie das Ärzteblatt aus dem Bericht der britischen Ophthalmologen zitiert, setze der Spinnenliebhaber jetzt vor dem Öffnen des Terrariums immer eine Schutzbrille auf.
Quelle: http://www.aerzteblatt.de